Kategorie: Bewerbung

  • Motivationsschreiben für Bachelor und Master: Wie sag ich’s nur?

    Motivationsschreiben werden oft bei Bewerbungen für Masterstudiengänge verlangt – und auch für Bachelorprogramme werden sie immer häufiger Pflicht. Doch wie sieht ein gutes Schreiben aus? Eine Anleitung.

    ACHTUNG: Aus diesem Artikel wird viel abgeschrieben – denn man findet ihn leicht, wenn man zum Beispiel „Motivationsschreiben Master“ sucht. Bewerbungskommissionen kennen diese Formulierungen und sortieren Ihre Bewerbungen aus, wenn Sie plagiieren – wie dieser Blogpost beweist. Nutzen Sie die Beispiele als Inspiration, aber kopieren Sie sie auf keinen Fall.

    Wer bei diesem Anblick Schweißausbrüche bekommt: Keine Sorge, so schlimm wird es mit dem Motivationsschreiben nicht. Bild: Jonathan Niederhoffer

    Das Motivationsschreiben bildet zusammen mit dem Abitur- oder Bachelorzeugnis das Herz der Bewerbung um einen Studienplatz. Hier kann man seine Stärken hervorheben, die eigene Motivation deutlich machen und mögliche Defizite erklären. Durch ein fehlerbehaftetes Schreiben kann man sich allerdings auch um seine Chance auf einen Studienplatz bringen – insbesondere Rechtschreibfehler können ein Ausschlusskriterium sein. Doch mit der richtigen Struktur ist das Motivationsschreiben nur halb so schwer.

    Noch eins vorweg: Es gibt exakt eine zentrale Botschaft im Motivationsschreiben. Diese lautet: Was qualifiziert mich für das Studium?

    Formalitäten im Motivationsschreiben

    Ganz so kompliziert sind die Formalia im Motivationsschreiben nicht. Bild: Roman Mager

    Das Motivationsschreiben für Bachelor oder Master sollte länger sein als eine typische Bewerbung für ein Praktikum. Wenn die Hochschule keine genauen Vorgaben macht, sind 500 Wörter ein guter Richtwert. Etwas mehr ist akzeptabel, mehr als 750 Worte wären aber schlecht. Machen Sie sich bewusst: Prüfer lesen oft hunderte von Bewerbungen – wer übertrieben viel schreibt, fällt da negativ auf.

    In der Regel führen Sie Ihre gesamten Bewerbungsunterlagen mit einem kurzen und freundlichen Anschreiben ein. Hier finden Sie ein Beispielanschreiben, an dem Sie sich orientieren können. Wenn die Bewerbungsunterlagen mit einem entsprechenden Anschreiben beginnen, ist es nicht nötig, das Motivationsschreiben mit Briefkopf und Betreff zu versehen. Falls Sie kein Anschreiben voranstellen, sollten Sie im Motivationsschreiben dagegen einen Briefkopf anbringen.

    Insgesamt sollte man im Motivationsschreiben auf eine saubere Aufmachung und eine leserliche Schriftgröße achten, alles andere deutet auf Nachlässigkeit hin. Nutzen Sie saubere Schriftarten wie Arial, Helvetica oder Calibri. Wenn Sie Serifen bevorzugen, können Sie Garamond wählen. Aber bitte nicht Times New Roman, das wirkt altmodisch. Schriftgröße: 11. Die Absätze im Motivationsschreiben sollten maximal sieben Zeilen lang sein, besser kürzer. Und: Zwischen die Absätze gehört eine freie Zeile – wie hier in diesem Artikel.

    Nicht abschreiben!
    Lassen Sie sich von den Beispielen fürs Motivationsschreiben inspirieren, aber kopieren Sie sie nicht. Ich habe Rückmeldungen von Hochschulen bekommen, dass bis zu 20% der Masterbewerber Formulierungen aus dieser Anleitung für Motivationsschreiben nutzen. Das lässt Sie nicht gut aussehen. Texten Sie Ihre Bewerbung fürs Studium also selbst – es ist in Ihrem eigenen Interesse.

    Daneben sollten Sie das Motivationsschreiben dringend auf Rechtschreibfehler prüfen. Das klingt offensichtlich, ist es aber nicht: Etwa jede vierte Masterbewerbung enthält so viele Rechtschreibfehler, dass sie von Prüfungskommissionen gleich aussortiert wird. Gerade im akademischen Bereich werden Rechtschreib- und Kommafehler als Zeichen von Respektlosigkeit und mangelnden intellektuellen Fähigkeiten gesehen. Deswegen rate ich, das Schreiben von jemandem gegenlesen zu lassen, der Fehler zuverlässig erkennt. Folgender Satz zum Beispiel minimiert trotz guter Wortwahl die eigenen Chancen auf Aufnahme:

    Ich bin überzeugt das ich ihre hohen Standards im International Master erfüllen und mich bei ihnen weiterentwickeln kann.

    Achtung: Viele Hochschulen machen detaillierte Angaben dazu, wie lang das Motivationsschreiben sein soll und was drin stehen muss. Halten Sie sich unbedingt an die Vorgaben – meine Angaben sind immer nur eine Richtschnur.

    Wie strukturieren?

    Wie strukturieren? Bild: Glenn Carstens-Peters

    Es gibt eine riesige Anzahl an möglichen Strukturen für Motivationsschreiben. Mein erster Rat lautet immer: Entwickeln Sie Ihre eigene. Je individueller ein Motivationsschreiben ist, desto besser. Halten Sie sich nicht an Standardformulierungen, argumentieren Sie offen und ehrlich aus sich selbst heraus. Gleichzeitig weiß ich, dass eine runde Struktur für viele Leute eine große Herausforderung ist.

    Nach meiner Erfahrung ideal für Motivationsschreiben: Eine chronologische Struktur. Hierfür biete ich im Folgenden ein Beispiel. Diese können die Struktur einfach in Ihr leeres Dokument kopieren und dann die entsprechenden Teile schreiben.

    Struktur: Motivationsschreiben für Abiturienten

    Als Abiturient haben Sie im Regelfall noch nicht allzu viele Erfahrungen gemacht. Sie werden also stark aus sich selbst argumentieren müssen. Hier eine mögliche Struktur für Ihr Motivationsschreiben:

    • Einleitung (max. 1 Absatz)
    • Vergangenheit: Wie sind Sie zuerst mit dem Fach in Berührung gekommen? Welche passenden Erfahrungen haben Sie gemacht (Praktika, Freiwilligenarbeit, Schule etc.)? Gibt es Erfahrungen aus Ihrer Familie? (ca. 2 Absätze)
    • Gegenwart: Was machen Sie momentan (Abitur, Freiwilliges Jahr etc.)? (ca. 1 Absatz)
    • Zukunft: Warum genau diese Hochschule? Warum genau dieser Studiengang? Was wollen Sie damit beruflich erreichen? (Ca. 2 Absätze)
    • Schlusssatz und Grußformel (max. 1 Absatz)

    Struktur: Motivationsschreiben für Masterbewerber

    Masterbwerber müssen weitaus akademischer argumentieren als Abiturienten. Sie müssen auf Ihr Studium eingehen und auf Ihre Bachelorarbeit. Sie müssen zeigen, dass Sie fachlich gut sind.

    • Einleitung (max. 1 Absatz)
    • Vergangenheit: Warum haben Sie sich für Ihr Bachelorstudium entschieden? Was waren Ihre Schwerpunkte und warum? Worüber schreiben Sie Ihre Bachelorarbeit? Welche für den Master passenden Schwerpunkte haben Sie gesetzt? Haben Sie für den Master sinnvolle Praxiserfahrungen gemacht? (ca. 2-3 Absätze)
    • Gegenwart: Was machen Sie derzeit (Arbeit, Praktika etc.)? (1 Absatz)
    • Zukunft: Warum das Masterprogramm? Warum die Hochschule? Was wollen Sie beruflich mit dem Masterabschluss machen? (ca. 2 Absätze)
    • Schlusssatz und Grußformel (1 Absatz)

    Motivationsschreiben: Beim Einstieg gleich zur Sache

    Wie starten? Für viele eine nervige Frage. Bild: Tim Gouw

    Viele Motivationsschreiben beginnen in etwa so:

    Meine Bewerbung für den Studiengang Master of Science in International Studies begründe ich wie folgt: Schon seit frühester Kindheit interessiere ich mich für internationale Studien. Während meiner Recherchen bin ich auf Ihr Programm gestoßen. Die besondere Struktur Ihres Masterprogramms hat mich dazu bewogen, mich bei Ihnen zu bewerben.

    Klingt erst einmal gut, was ist also an diesem Einstieg falsch? Fast alles. Ganze zwei von vier Sätzen sagen nur das Offensichtliche: Man bewirbt sich. Spannend. Dass man sich daneben grundsätzlich für das Thema interessiert, sollte klar sein, sonst würde man sich ja nicht bewerben. Und dass man während der Recherchen auf das Programm gestoßen ist, lässt den Leser fragen: Wie denn sonst? Genau betrachtet hatte dieser Einstieg also keinerlei Inhalt. Wer so beginnt, hat den Leser bereits in einen geistigen Schlummerzustand geschickt.

    Doch wie sieht ein guter Einstieg für ein Motivationsschreiben für Bachelor oder Master aus? Ich sehe da zwei gute Varianten: 1. Die Zusammenfassung, 2. Der direkte Einstieg.

    Einstieg ins Motivationsschreiben per Zusammenfassung

    Man sollte seine zwei, drei besten Argumente voranstellen. So wird sofort klar, was man will und wer man ist. Folgende Fragen kann man sich stellen: Was qualifiziert mich für den Master? Warum passe ich in das Programm? Was motiviert mich? Das zu formulieren, ist gar nicht einfach. Die beste Strategie ist es, den Einstieg erst am Ende zu schreiben, denn dann ist mal sich in seinen Argumenten mehr im Klaren. Ein gutes Beispiel für einen Einstieg:

    Mein berufliches Ziel ist es, eine Führungsposition in Wirtschaft oder Gesellschaft zu übernehmen. Um diese Aufgabe akademisch fundiert, reflektiert und erfolgreich ausüben zu können, möchte ich eine bestmögliche wissenschaftliche Qualifikation erwerben. Ihr renommiertes Masterprogramm in International Studies mit seinen Schwerpunkten in den Bereichen Internationalism und Globalism sehe ich – auch eingedenk meines Bachelorarbeitsthemas „Internalisierte Internationalität im nationalen Kontext“ – als idealen Ausgangspunkt für meinen weiteren Lebensweg.“

    Mit diesem Einstieg macht man sofort klar, worum es geht, was die Ziele sind und warum das Masterprogramm auf einen passt. In der weiteren Bewerbung folgen dann die Details sowie weitere, sekundäre Argumente. Es muss sich im Übrigen keineswegs um einen derart karriereorientierten Einstieg handeln. Dieser Anfang wäre bei der Bewerbung für ein prestigeträchtiges BWL-Programm angemessen. Wer eher wissenschaftliche oder an persönlichem Interesse ausgerichtete Ziele hat, sollte mit diesen argumentieren.

    Direkter Einstieg ins Motivationsschreiben

    Ein alternativer Einstieg ins Motivationsschreiben wäre, schlicht den Einstieg wegzulassen. Beginnen Sie einfach direkt mit Ihren Argumenten. Kein Drumherum reden. Das wirkt beim Schreiben ersteinmal merkwürdig, funktioniert aber.

    Hauptteil: Fakten, Fakten, Fakten

    Die Bibel: Für ein Motivationsschreiben etwas zu umfangreich. Bild: Samantha Sophia

    Der Hauptteil nimmt den größten Teil des Textes ein. Hier beschreibt man in der Regel folgende Dinge:

    • Der Grund für die Wahl des Bachelors (oder im Fall von Abiturienten der Schwerpunktfächer)
    • Die akademischen Schwerpunkte während des Bachelors sowie das Bachelorarbeitsthemas (beziehungsweise die Inhalte der Leistungskurse in der Schule, falls diese kompatibel sind)
    • Eine gute Begründung, warum man den Studiengang studieren möchte
    • Die beruflichen Ziele

    Wichtig ist es dabei, stets das Zielstudium im Auge zu behalten. Also nur relevante Fakten nennen und mit dem Master in Verbindung bringen. Ein Beispiel, wie man ein Praktikum elegant mit dem Studienwunsch verknüpfen kann:

    „In meinem Praktikum bei der Firma International PR konnte ich zahlreiche Erfahrungen im Bereich der öffentlichen Kommunikation machen. Dies hat meinen Wunsch, nach meinem Bachelorabschluss mein Wissen in diesem Fachbereich zu vertiefen, gefestigt. Die optimale Möglichkeit für dieses Vorhaben bietet ihr Masterprogramm in Öffentlichem Marketing mit seinen Schwerpunkten X und Y.“

    Gerade bei Bewerbungen für Hochschulen kommt es auf den Inhalt an – denn es werden keine Verkäufer gesucht. Hochschulen möchten Studierende, die motiviert sind und intelligent argumentieren können. Im Motivationsschreiben muss daher gezeigt werden, dass man sich mit dem angestrebten Studium auseinander gesetzt hat. Dazu sollte man recherchieren: Wichtig können Punkte wie die Studienschwerpunkte, die Professoren, die Zusammensetzung der Studierenden, die internationalen Kooperationen oder das Standing in den wichtigen Rankings sein. Aus all diesen Dingen können sich gute Argumente ergeben. Meist muss man gar nicht lange suchen: Universitäten heben ihre Vorteile in den eigenen Broschüren hervor.

    Nicht abschreiben!
    Lassen Sie sich von den Beispielen fürs Motivationsschreiben inspirieren, aber kopieren Sie sie nicht. Ich habe Rückmeldungen von Hochschulen bekommen, dass bis zu 20% der Masterbewerber Formulierungen aus dieser Anleitung für Motivationsschreiben nutzen. Das lässt Sie nicht gut aussehen. Texten Sie Ihre Bewerbung fürs Studium also selbst – es ist in Ihrem eigenen Interesse.

    Vermeiden sollte man platte Motivationsaussagen wie folgende:

    Ich bin von Ihrem einmaligen Programm und Ihrer Universität begeistert und wäre stolz und motiviert, bei Ihnen studieren zu dürfen.

    Inhaltlich ist das nicht überzeugend. Trotzdem sollte man seine Begeisterung zum Ausdruck bringen. Ein wenig mit Argumenten gefüttert, klingt es schon viel besser:

    Ihr Programm überzeugt mich aufgrund der in dieser Form einmaligen Verzahnung der Felder Verwaltungswissenschaften und Management. Dass die Universität daneben von der Exzellenzinitiative ausgezeichnet wurde, spricht für Ihre hohe Qualität und motiviert mich, als Masterstudentin Teil Ihrer Hochschule werden zu wollen.“

    All diese Dinge sollten im Motivationsschreiben natürlich in eine vernünftige Struktur gegossen werden. Dafür gibt es keine Schablone, denn jeder Lebenslauf und jedes Studienprogramm ist verschieden. Beim wissenschaftlich ausgerichteten Master sollte man einen im Motivationsschreiben Schwerpunkt auf Bachelorarbeit und Studienschwerpunkte setzen, beim eher berufspraktisch orientierten Programm sind es auch die Praktika. Wer sich als Abiturient bewirbt, hat natürlich noch keine großen Berufserfahrungen und hat auch noch nicht wissenschaftlich gearbeitet. Hier kann man dann praktischer argumentieren. Wichtige Argumente im Motivationsschreiben für den Bachelor wären zum Beispiel die Leistungskurse, belegte Arbeitsgemeinschaften, passendes soziales Engagement oder ein Schulpraktikum.

    Wichtig ist es, die Absätze trennen und so für eine vernünftige Struktur zu sorgen. In einem Absatz könnte man sein bisheriges Studium und die Entscheidungsgründe dafür schildern, danach die relevanten Praktika, danach die Zukunftswünsche sowie der Grund, warum man sich genau für das bestimmte Studium bewirbt. Wichtig ist, dass das Motivationsschreiben beim Lesen eine rote Linie bildet. Wer thematisch ständig springt, lässt den Leser verwirrt zurück.

    Idealerweise sollte ein Motivationsschreiben daneben keinerlei Phrasen und inhaltsleere Aussagen enthalten. Das ist nicht immer leicht umzusetzen. Ein Trick ist es, das Schreiben einige Tage ruhen zu lassen und es sich dann noch einmal anzuschauen. Ohne Tunnelblick sollten Sie jeden einzelnen Satz prüfen und sich kritisch fragen: Ist das so sinnvoll? Ist das wirklich relevant?

    Einige weitere Beispiele für inhaltslose oder nicht relevante Sätze:

    • Die Vorlesungen meines Bachelors waren durchweg sehr interessant
    • Ich möchte ein Erasmussemester machen, da internationale Erfahrungen wichtig sind“
    • Gelsenkirchen ist eine abwechslungsreiche Stadt mit zahlreichen Freizeitangeboten.

    Einre große Sammlung an zu vermeidenden Fehlern im Motivationsschreiben biete ich hier.

    Ende des Motivationsschreibens: Hier dürfen Sie bauchpinseln

    Das Ende vom Motivationsschreiben ist eher leicht. Bild: Rodion Kutsaev

    Anders als der Beginn geht der Abschluss des Motivationsschreibens leichter von der Hand. Im letzten Absatz kann man noch einmal seine Motivation hervorheben. Am Ende bleibt eine Grußformel. Ein Beispiel (Bitte nicht übernehmen! Dieser Absatz wird sehr viel kopiert!):

    Mir ist bewusst, dass Ihre Fakultät den Bewerbern nur eine begrenzte Anzahl von Studienplätzen anbietet. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass mich meine akademische Vorbildung dazu befähigt, Ihren hohen akademischen Standards mehr als zu genügen und einen engagierten Beitrag zum Leben und Arbeiten an der Universität Gelsenkirchen zu leisten.

    Über eine positive Entscheidung zu meiner Bewerbung würde ich mich daher sehr freuen.

    Es wäre im Übrigen ein Fehler, die Beispielformulierungen eins zu ein zu übernehmen. Man muss sich bewusst machen, dass auch andere Leute dieses Blog lesen. Wenn zwei Leute identische Formulierungen nutzen, kann das peinlich werden.

    Ein gutes Schreiben braucht Zeit und Muße. Man sollte sie sich nehmen.

    Weiter lesen, weiter informieren

    Ich habe noch einige Dinge geschrieben, die für Sie interessant sein könnten. Bild: Thought Catalog

    Wer ein Motivationsschreiben braucht, braucht in der Regel auch einen Lebenslauf. In diesem Blog habe ich eine Anleitung für den Lebenslauf geschrieben – und zwar mit konkreten Beispiel-Lebensläufen. Wer nach der Bewerbung zum Auswahlgespräch geladen wird, der kann sich mit meinem Artikel zum Auswahlgespräch an Hochschulen vorbereiten. Außerdem ist dies nicht mein einziger Artikel zum Motivationsschreiben. Unter anderem Berichte ich hier über Fehler im Motivationsschreiben fürs Studium, die Sie vermeiden sollten. Und hier finden Sie meine Antworten auf eine Reihe von Leserfragen zu Bewerbungen und MotivationsschreibenAlle Artikel zum Motivationsschreiben finden Sie hier.

    Und wenn es gar nicht mehr geht

    Wer trotz dieser Anleitung Schwierigkeiten hat, ein gutes Motivationsschreiben anzufertigen, kann mein Buch Master nach Plan kaufen, das zahlreiche Tipps und Beispielanschreiben enthält.

    Anmerkung
    Dieser Artikel ist zuerst bei meinen Freunden von Studis Online unter dem Titel „Wie sag ich’s nur – Motivationsschreiben für ein Studium“ erschienen. Studis Online stellt Informationen zu wirklich allen Bereichen des Studiums bereit – ein Besuch der Seite lohnt sich immer.

    PS: Falls Sie noch unsicher sind, was Sie überhaupt im Bachelor studieren sollen, hilft möglicherweise mein Ratgeberartikel Was Studieren? mit vielen Tipps für die schnelle Studienwahl.

  • FAQ Bewerbungen und Motivationsschreiben fürs Studium: Horndasch hilft

    Ich erhalte viele Kommentare und E-Mails mit Fragen Studierender, die mitten im Bewerbungsprozess stecken. Hier dokumentiere ich einige der Fragen – und meine Antworten. Falls auch Sie eine Frage haben: Kommentieren Sie einfach diesen Artikel oder schreiben Sie mir eine Mail an sebastian@horndasch.net. Ich antworte immer – manchmal allerdings mit einigen Wochen Verzögerung. Übrigens: Hier finden Sie meine Anleitung fürs Motivationsschreiben und hier mein Best-Of der größten Fehler in Motivationsschreiben.

    Wechsel erklären

    Viele suchen einen Wechsel. Bild: Andreas Schalk, CC-BY 2.0 via flickr.com
    Viele suchen einen Wechsel. Bild: Andreas Schalk, CC-BY 2.0 via flickr.com

    Christian: Zurzeit studiere ich Maschinenbau. Doch leider musste ich nun feststellen, dass dieses Studium nicht das Richtige für mich ist. Nun bin ich dabei, mich für internationale BWL zu bewerben, doch es hapert am Motivationsschreiben. Wie erkläre ich, dass ich mein Studium abgebrochen habe und mich schlussendlich für etwas komplett anderes entschieden habe?

    Sebastian: Meine Erfahrung ist: Leute merken, wenn man um den Brei redet. Sag im Motivationsschreiben also einfach, wie es ist (naja, vielleicht mit etwas Zuckerguss). Beispiel: Du hast nach dem ersten Semester festgestellt, dass das Studium nichts für dich ist. Dann hast du dich noch einmal richtig intensiv informiert, mit Leuten gesprochen, Texte/Bücher gelesen, probeweise Vorlesungen besucht – und gemerkt, dass International Business das für dich richtige Studium ist.

    Ein Motivationsschreiben von nur 10 Zeilen

    Liegt beim Motivationsschreiben in der extremen Kürze wirklich die Würze? Bild: Lauren Hammond, CC-BY 2.0 via flickr.com
    Liegt beim Motivationsschreiben in der extremen Kürze wirklich die Würze? Bild: Lauren Hammond, CC-BY 2.0 via flickr.com

    Mandu: Die Hochschule Darmstadt will max. 10 Zeilen als Motivationsschreiben (B.A.) Wie zum Teufel soll ich meine Motivationsgründe in 10 Zeilen pressen? Und was ist dann das wichtigste wenn man nur 10 Zeilen zur Verfügung hat?

    Sebastian: Wow, das ist hart. Ich würde sagen: Sammle deine wichtigsten Argumente. Meistens sind das: Deine Leistung sowie deine Motivation. Ich habe mir mal ein solches Motivationsschreiben ausgedacht – und zwar für den Bachelor, den ich studiert habe.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    aus folgenden Gründen halte ich mich für geeignet, den Bachelor in Staatswissenschaften zu studieren:

    1. Mein Interesse an gesellschaftspolitischen Fragen ist riesig. Unter anderem engagierte ich mich vier Jahre in der Schülervertretung, gründete einen Ortsverein der Jusos und beteilige mich an einer Bürgerinitiative gegen Rassismus.

    2. Mich motiviert Ihre einzigartige Mischung aus Politik, Volkswirtschaftslehre und Jura sowie das Mentorenkonzept an Ihrer Fakultät.

    3. Meine Abiturnote von 1,6 belegt meine Leistungsbereitschaft.

    Die Lebensgeschichte in die Bewerbung fürs Studium?

    Tagebuchinhalte ins Motivationsschreiben? Nur in Ausnahmefällen! Bild: See-ming Lee, CC-B 2.0 via flickr.com
    Tagebuchinhalte ins Motivationsschreiben? Nur in Ausnahmefällen! Bild: See-ming Lee, CC-BY 2.0 via flickr.com

    Momen: Ist es okay, wenn man über sich selbst schreibt, zum Beispiel eine Geschichte, als man noch Kind war?

    Sebastian: Hallo Momen, das hängt davon ab, ob die Geschichte für die Bewerbung fürs Studium relevant ist. Man wird in erster Linie aufgrund seiner Kompetenzen genommen. Wenn aber ein Ereignis in der Kindheit die eigene Motivation gut erklären kann, würde ich diese Geschichte auch aufschreiben.

    Anonym: Wie sieht es aus mit “Hürden”, die man meistern musste. Sollen diese erwähnt werden oder einfach ganz weggelassen werden?

    Sebastian: Es kommt darauf an, was das für Hürden sind und wie du das beschreibst. Schlecht wäre es, im Motivationsschreiben in eine Rechtfertigungsschleife zu geraten. Allerdings kann man objektive Schwierigkeiten durchaus nennen. Wenn du beispielsweise dein Bachelorstudium in Regelstudienzeit und mit guten Noten geschafft hast, obwohl du aus finanziellen Gründen sehr viel arbeiten musstest, erhöht das die Wahrnehmung deiner Leistung natürlich. Aber am Ende musst du das selbst entscheiden.

    Eine lange Reise – den roten Faden ins Motivationsschreiben bringen

    Sollte man Umwege im Motivationsschreiben benennen? Bild: Kenny Louie, CC-BY 2.0, via flickr.com
    Sollte man Umwege im Motivationsschreiben benennen? Bild: Kenny Louie, CC-BY 2.0, via flickr.com

    Timo: Ich werde mich auf den Masterstudiengang BWL – Accounting bewerben. Leider habe ich meine Bachelorarbeit in der VWL geschrieben – während meines Wirtschaftswissenschaftsstudiums war mir lange nicht klar, ob ich in die Richtung VWL oder BWL gehen soll. In Sachen Praxiserfahrung kann ich zum Glück ein Paar Sachen vorweisen, habe aber auch ein Praktikum im Personalwesen gemacht. Ich habe gerade den Eindruck, dass wenn die meine Bewerbung durchschauen, ein Eindruck entstehen könnte, dass ich nie wirklich wusste, in welche Richtung ich will. Wie würdest du an meiner Stelle vorgehen? Bachelorarbeit erwähnen oder lieber weglassen? Praktikum im Personal erwähnen?

    Sebastian: Ich persönlich finde es ja sympathisch, dass du in viele Bereiche reingeschnuppert hast. So kannst du eine deutlich informiertere Wahl treffen als jemand, der von Anfang an nur eine Sache gemacht hat. Ich würde deine Vielseitigkeit also vom Grundsatz her als Stärke denken und nicht als Schwäche. Dort, wo du gute Leistungen gezeigt hast, solltest du diese im Motivationsschreiben unter der Überschrift “Leistungsfähigkeit” darstellen. Deine “Reise” kannst du als genau das verargumentieren: Nachdem du in viele Bereiche reingeschaut hast, bist du zu dem Schluss gekommen, dass Accounting dein Ding ist. Deine Bachelorarbeit würde ich nur kurz streifen – das Thema ist in der Tat nicht relevant für deine Bewerbung für den Master. Wenn deine Note allerdings sehr gut war, würde ich sie als Ausweis deiner generellen Kompetenz und Motivation darstellen.

    Ungefragt Anlagen in die Bewerbung für den Master beifügen?

    Zu viel Gutes ist manchmal zu viel des Guten. Bild: Mauren Veras, CC-BY 2.0, via flickr.com
    Zu viel Gutes ist manchmal zu viel des Guten. Bild: Mauren Veras, CC-BY 2.0, via flickr.com

    Nurcan: Ich bin gerade dabei, ein Motivationsschreiben für einen Masterstudienplatz zu verfassen. Würden Sie empfehlen, zusätzlich zu diesem und dem Lebenslauf Praktikumszeugnisse als Anlage beizufügen?

    Sebastian: Ich würde nur dann Lebenslauf und Praktikumszeugnisse beifügen, wenn diese verlangt sind. Bewerbungskommissionen dürfen nur diejenigen Unterlagen mit in ihre Entscheidung einbeziehen, die auch verlangt wurden. Der Rest wird gar nicht erst beachtet. Du kannst die also die Mühe sparen.

    Christian: Würdest du raten generell immer ein Motivationsschreiben mitzuschicken? Denn in meinem Fall verlangen manche Unis für die Bewerbung auf die mich interessierenden Studiengänge kein Motivationsschreiben, während sie bei anderen Studiengängen explizit ein Motivationsschreiben fordern. Würde nach deiner Meinung in diesem Fall ein einfaches Anschreiben “Sehr geehrte… anbei übersende ich ihnen….” ausreichen?

    Sebastian: Ich würde nur dann ein Motivationsschreiben mitschicken, wenn es auch verlangt wird. Ansonsten ist es die Arbeit nicht wert. Schon aus formellen Gründen darf das Motivationsschreiben nicht mit in die Entscheidung einfließen, wenn es nicht verlangt ist. Unverlangt wandert es quasi direkt in den Papierkorb. Es lohnt also nicht die Mühe!

    Kein Engagement im Lebenslauf – was tun in der Bewerbung?

    Diese jungen Männer wirken sehr engagiert. Wichtiger noch sind für die Aufnahme ins Studium aber die Noten. Bild: Tekniska Museet, CC-BY 2.0, via flickr.com
    Diese jungen Männer wirken sehr engagiert. Wichtiger noch sind für die Aufnahme ins Studium aber die Noten. Bild: Tekniska Museet, CC-BY 2.0, via flickr.com

    Anton: Schaue ich mir Vorlagen zu Bewerbungen an, wird hierbei fast immer mit dem sozialen Engagement geworben. Um ehrlich zu sein, fehlt mir dieses komplett. Bis auf eine nicht wirklich aktive Mitgliedschaft in einem Sportverein und meiner Position als Klassensprecher in der 10. Jahrgangsstufe und einem Sozialpraktikum (14 Tage) in einem Behindertenkindergarten, gibt es hier nicht viel zu hohlen. Was raten Sie mir? Wie kann ich das Engagement herausarbeiten oder soll ich das herauslassen? Ist das für ein Motivationsschreiben im Naturwissenschaftlichen Bereich überhaupt nötig?

    Sebastian: Engagement bei der Bewerbung für ein Studium ist immer ein Plus, am wichtigsten ist aber das “Kerngeschäft” – also die Leistungen in Schule, Studium, Praktika und Job. Wenn du relativ wenig Engagement vorzuweisen hast, ist das kein Nachteil, wenn du in Lebenslauf und Motivationsschreiben auf anderen Ebenen punkten kannst. Ich würde also sagen: Nichts faken, das nicht da ist. Sondern mit den eigenen individuellen Stärken überzeugen.

    Lebensmottos und Zitate in der Bewerbung fürs Studium

    "Carpe Diem" - als Name für ein Café okay, im Motivationsschreiben bitte weglassen. Bild:  sojason.com, CC-BY 2.0 via flickr.com
    „Carpe Diem“ – als Name für ein Café okay, im Motivationsschreiben bitte weglassen. Bild: sojason.com, CC-BY 2.0 via flickr.com

    Olga: Wie sieht es mit Zitaten aus? Ich habe mir überlegt ob ich Zitate einfügen sollte, die mich immer motiviert haben. Lebensmottos sozusagen. Können Zitate dieser Art das Motivationsschreiben verbessern?

    Sebastian: Ich würde ein Zitat weglassen. Zitate werden in Bewerbungen häufig negativ gesehen. Wenn das Zitat sehr, sehr individuell ist, könnten Sie es im Zweifel im Fließtext einbringen – und dann sagen, was es für Sie bedeutet und vor allem, warum es für Sie als potentielle Mitarbeiterin relevant ist.

    Wie spricht man den Ansprechpartner in der Masterbewerbung an?

    Der ein oder andere Professor nimmt sich hier und da zu ernst. Bild: Eigene Aufnahme
    Der ein oder andere Professor nimmt sich selbst zu ernst. Bild: Eigene Aufnahme

    Rudi: In deinem Buch schreibst du mit Bezug auf das Anschreiben,“In der Adresszeile führen Sie alle akademischen Titel des Ansprechpartners auf…“ Mein Ansprechpartner für die Bewerbung führt den Titel “M.A.”. Soll ich diesen auch im Anschreiben angeben?

    Sebastian: Ich würde mich bei dem Titel danach richten, was du auf der Webseite vorfindest. Wenn Leute zu ihrem Namen ihren M.A.-Titel hinzufügen, scheint er ihnen wichtig zu sein – und so solltest du die jeweilige Person im Anschreiben auch ansprechen.

    Erfolglose Bewerbungen im Motivationsschreiben erwähnen?

    Den beiden Weltraumhunden gegenüber wurden ihre erfolglosen Vorgänger sich auch nicht erwähnt. Bild: Tekniska Museet, CC-BY 2.0, via flickr.com
    Den beiden Weltraumhunden gegenüber wurden ihre erfolglosen Vorgänger sich auch nicht erwähnt. Bild: Tekniska Museet, CC-BY 2.0, via flickr.com

    Melli: Seit nunmehr viereinhalb Jahren bewerbe ich mich an deutschen Unis um ein Zahnmedizinstudium, bis jetzt jedoch vergebens. Jetzt habe ich mich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, mich an einer Privatuniversität zu bewerben. Wie kann ich am besten rechtfertigen, dass ich so lange mit dieser Entscheidung gewartet habe? Oder soll ich das Thema überhaupt direkt ansprechen? In der Zwischenzeit habe ich eine Ausbildung als Zahntechinkerin gemacht! Ist das relevant?

    Sebastian: Ich würde die erfolglosen Bewerbungen nicht erwähnen. Vielmehr würde ich sagen, dass du deine Ausbildung mit dem klaren Ziel, dich für ein späteres Zahnmedizinstudiums zu qualifizieren, begonnen hattest. Dass du dies gemacht hast, weil deine Noten erstmal nicht gereicht haben, ist naheliegend und musst du nicht extra erwähnen. Übrigens ist ja auch an eine privaten Hochschule die Aufnahme alles andere als garantiert. Deine einschlägige Ausbildung ist da ein absolutes Plus in der Bewerbung. Also: Verkaufe Ausbildung im Motivationsschrieben als Stärke, nicht als Notnagel!

    Legasthenie im Motivationsschreiben erwähnen?

    Legasthenie sollte keine Stolperfalle fürs Studium sein. Bild: Reddy Aprianto, CC-BY 2.0, via flickr.com
    Legasthenie sollte keine Stolperfalle fürs Studium sein. Bild: Reddy Aprianto, CC-BY 2.0, via flickr.com

    Nicolai: Ich will mich für den Biologie-Studiengang an diversen Universitäten bewerben. Ich bin Legastheniker. Meine Abiturnote liegt bei 3,3. Mein Wissen mündlich mitzuteilen fällt mir sehr viel leichter als schriftlich. Macht es Sinn meine Legasthenie in der Bewerbung beizulegen, bzw. im Motivationsanschreiben zu erwähnen?

    Sebastian: Für die allermeisten Biologie-Bachelor braucht man gar kein Motivationsschreiben zu verfassen. Man bewirbt sich mit der Abiturnote. Diese ist bei dir zwar nicht herausragend, es gibt aber genügend Universitäten, an denen man Biologie ohne NC studieren kann – wo genau findest du im Hochschulkompass. Für deine Bewerbungschancen macht deine Legasthenie also keinen Unterschied. Aber: Legasthenie gilt als eine Behinderung und damit steht dir ein Nachteilsausgleich zu – zum Beispiel mehr Zeit bei Prüfungen oder das Recht, deine Klausuren per Laptop zu verfassen. Du solltest dich im Vorhinein bei der Uni erkundigen, wie das genau gehandhabt wird.

    Mehrere Motivationsschreiben an einer Uni?

    Motivationsschreiben: Viel hilft viel. Bild: "Directions" von Peat Bakke, CC-BY 2.0 via flickr.com
    Motivationsschreiben: Viel hilft viel. Bild: „Directions“ von Peat Bakke, CC-BY 2.0 via flickr.com

    Jakob: Ich habe eine Frage zu meiner Bachelorbewerbung: Ich möchte mich für mehrere Studiengänge an der gleichen Uni bewerben, die alle in sehr ähnlichen Fachrichtungen liegen. Man kann also annehmen, dass jede meiner Bewerbungen u.U. durch die gleichen Hände geht. Nun ist für alle diese Studiengänge ein Motivationsschreiben gefordert. Leidet meine Glaubwürdigkeit, wenn ich für mehrere Studiengänge meine große Motivation herausstellen muss?

    Sebastian: Hochschulen wissen selbst, dass Bewerber sich auch anderswo bewerben. Wenn du dich für mehrere Studiengänge an derselben Hochschule bewirbst, ist das erst einmal kein Problem. Wichtig ist, dass du dir selbst nicht widersprichst. Und das ist gar nicht so leicht. Ich nehme jetzt mal nur für das Argument an, dass du dich für zwei BWL-Studiengänge bewirbst, einmal „International Business“ und einmal „Production Management“. Natürlich wirst du nicht so doof sein, in beiden Motivationsschreiben davon sprechen, dass es „schon immer mein Traum war, International Business/Production Management zu studieren“. Es ist offensichtlich, dass man sich damit unglaubwürdig macht. Mein Tipp: Stelle vor allem deine große Motivation für die Hochschule und die Grundrichtung in den Mittelpunkt. Warum du dich dann für die jeweiligen Richtungen bewirbst, würde ich eher nüchtern beschreiben, ohne zu viele Begeisterungsformeln. Die beschriebenen Gründe sollten sich dabei natürlich nicht widersprechen.

  • Private Bilder als Karrierekiller?

    Bewerbungsberater raten, möglichst keine allzu privaten Bilder bei sozialen Netzwerken Facebook und Twitter einzustellen und sich in seinen Äußerungen zurück zu halten. Ein Foto mit Kippe im Mund und Cocktail in der Hand könne ein Karrierekiller sein. Ich sage: Unsinn, entspannen Sie sich und leben Sie weiter.

    Nacktbilder gibt es seit den alten Griechen. Also ruhig Blut. Bild: Wally Gobetz / Flickr.com
    Nacktbilder gibt es seit den alten Griechen. Also ruhig Blut. Bild: Kevin Dooley / Flickr.com

    Sucht man im Netz nach Rat in Sachen Bewerbung, stößt man schnell auf Artikel mit reißerischen Überschriften wie „Partybilder im Netz als Karrierekiller“, „Bewerbungsfalle Social Media?“ oder „Verräterische Spuren im Internet als Karriere-Killer“. Die Artikel suggerieren, dass man sich hüten sollte, allzu viel von sich im Netz preis zu geben – wer weiß, wie das bei Personalern ankommt? Meine Antwort: Das ist völlig egal. Ich persönlich halte solche Artikel für Panikmache weltfremder Menschen, die zwanghaft „Content“ produzieren müssen, egal, ob sinnvoll oder nicht.

    Aber der Reihe nach. Personaler sind Individuen und haben dementsprechend individuelle Meinungen. Es lässt sich also nicht ausschließen, dass ihnen irgendetwas negativ aufstößt. Vielleicht wird aus dem Lebenslauf eine Parteiorientierung deutlich, die dem Personaler nicht passt? Vielleicht mag der Personaler die Firma nicht, in der man ein Praktikum gemacht hat? Und möglicherweise findet sich ja auch etwas in sozialen Netzwerken, das ein Personaler nicht schätzt? Das alles mag sein. Aber es ist Unsinn, seine private Kommunikation danach auszurichten, was vielleicht irgendwann irgendwer mal gut finden könnte.

    Personaler sind Profis. Sie wissen, dass sie Menschen einstellen und keine Maschinen. Fast jeder von uns war schon mehr als einmal betrunken. Und das gilt auch für die Personaler, die einen einstellen. Warum also sollte ein Partybild oder ein mittelmäßiges Youtube-Video ein Problem sein?

    Natürlich gibt es Ausnahmen. Extreme politische Äußerungen sind problematisch. Rassismus, Homophobie, Aufforderungen zu Gewalt sind alles Dinge, die Sie schlecht aussehen lassen – online wie offline. Pornographie ist auch eher ungünstig. Ansonsten aber rate ich schlicht dazu, entsprechende Ratschläge zu ignorieren und sein Leben normal weiter zu leben. Auch in sozialen Netzwerken.

    Oder in den Worten und Bildern des großartigen Webcomics XKCD:

  • Motivationsschreiben fürs Studium: Vorsicht Falle!

    Bei Bewerbungen fürs Studium sind häufig Motivationsschreiben erforderlich. Hier meine Top 11-Liste an Fehlern, die man besser vermeiden sollte. Wie es dann richtig geht, erkläre ich in meiner Anleitung zum Motivationsschreiben fürs Studium – beziehungsweise in meinem Buch Master nach Plan.

    1. Aussagen ohne Inhalt

    Keine gute Idee: Aussagen so leer wie ein Fußballstadion in der Winterpause. Blid: Andrew Ashton / Flickr.com
    Keine gute Idee: Aussagen so leer wie ein Fußballstadion in der Winterpause. Blid: Andrew Ashton / Flickr.com

    Wir machen ständig inhaltslose oder offensichtliche Aussagen. „Kalt draußen“, „Lage im Mittleren Osten problematisch“, „Berliner Flughafen verzögert“: Das alles weiß man bereits; eine Wiederholung ist unnötig. Man macht es trotzdem. Und das ist okay – aber nicht im Motivationsschreiben.

    Hier einige Beispiele aus realen Motivationsschreiben[1]:

    Die Vorlesungen meines Bachelorstudiums waren durchweg sehr interessant

    Die Vorlesungen mögen interessant gewesen sein, allerdings ist dies so allgemein, dass der Satz keinerlei Aussagekraft mehr hat.

    Ich möchte ein Erasmussemester machen, da internationale Erfahrungen sehr wichtig sind.“

    Internationale Erfahrungen sind nicht in jedem Fall wichtig. Sie sind nur für bestimmte Lebenspläne und Arbeitswege wichtig.

    Bremerhaven ist eine abwechslungsreiche Stadt mit zahlreichen Freizeitangeboten und einer attraktiven Umgebung.

    Erst einmal stimmt das nicht wirklich – aber selbst, wenn es so wäre, wäre es ein denkbar schlechtes Argument dafür, in ein Masterstudium aufgenommen zu werden. Denn man bewirbt sich auf einen Studienplatz, nicht für eine Stadt.

    Bildung ist die Basis für Wachstum und Chancengerechtigkeit.“

    Das stimmt zwar – ist aber zu offensichtlich, um es noch zu sagen.

    2. Zu viel Motivationsblabla, zu wenig Inhalt

    Viele Bewerber denken, dass „Motivationsschreiben“ bedeutet, die eigene Motivation in möglichst vielen Varianten zu betonen. Ich habe schon Schreiben gesehen, die zur Hälfte aus einer Variation von folgendem Satz bestanden:

    Ich bin von Ihrem einmaligen Programm und Ihrer Universität begeistert und wäre stolz und motiviert, bei Ihnen studieren zu dürfen.“

    Für sich genommen ist der Satz okay. Nur sollte man ihn nicht ständig wiederholen. Noch besser ist es allerdings, die eigene Motivation auch mit Argumenten zu unterlegen. Ein Positivbeispiel:

    Das Masterprogramm überzeugt mich aufgrund der einzigartigen Kombination der Bereiche Philosophie und Betriebswirtschaftslehre. Dass Ihre Hochschule im diesjährigen Ranking der Financial Times eine hohe Platzierung erreichen konnte, spricht für Ihre Qualität und motiviert mich, als Studentin Teil Ihrer Universität zu werden.“

    3. Kein Bezug zum Studiengang

    Manche Bewerber erzählen im gesamten Motivationsschreiben über sich – und erwähnen das angestrebte Studium wenn überhaupt in der Betreffzeile. Der häufige Grund: Sie nutzen dasselbe Schreiben für viele Hochschulen und passen es nicht an. Zwar sollte man in bei der Bewerbung für den Master in der Tat von sich selbst sprechen, dies sollte allerdings zumindest in Teilen in Bezug auf das angestrebte Studium geschehen. Ein Positivbeispiel:

    Durch mein dreimonatiges Praktikum bei der Firma Hasenpeter PR in München machte ich intensive Erfahrungen im Bereich der öffentlichen Kommunikation. Die Arbeit dort hat meinen Wunsch gefestigt, auch nach meinem Bachelorabschluss mein Wissen in diesem Fachbereich zu vertiefen. Die optimale Möglichkeit für dieses Vorhaben bietet ihr Masterprogramm aufgrund von X und Y.“

    4. Angeberei

    Meins, Alter! Angeberei ist im Motivationsschreiben genauso unsympathisch wie im richtigen Leben. Bild: Mohammed Nairooz / Flickr.com
    Meins, Alter! Angeberei ist im Motivationsschreiben genauso unsympathisch wie im richtigen Leben. Bild: Mohammed Nairooz / Flickr.com

    Schätzen Sie sich glücklich, diese Zeilen zu lesen. Denn mit den bisherigen Punkten konnte ich bereits nachhaltig Ihr Bewerbungskönnen in Sachen Motivationsschreiben verbessern. Ich hebe Ihre Fähigkeiten auf eine neue Stufe – argumentativ, rhetorisch und logisch. Dadurch habe ich entscheidenden Anteil an Ihrem akademischen und beruflichen Erfolg.

    Fällt Ihnen etwas auf? Das war ganz schön aufschneiderisch – und unsympathisch. Mit so jemandem möchte man nicht unbedingt zusammen arbeiten oder studieren. Und doch denken viele, dass in Motivations- und Bewerbungsschreiben genau dieser Stil gefragt ist. Ist er nicht.

    Natürlich zeigt man sich in Motivationsschreiben von seiner besten Seite. Natürlich sollte man selbstbewusst wirken. Wer es aber übertreibt, wirkt wie im echten Leben – unsympathisch. Hier ein reales Beispiel, wie man es nicht machen sollte (Namen und Firmen geändert):

    Um unabhängig arbeiten zu können, bedarf es herausragender Organisationsfähigkeiten, außergewöhnlicher Führungsstärke und überragender Kreativität. Diese Fähigkeiten konnte ich mir während meines Praktikums bei Siemens in Vancouver, als engagiertes Mitglied des Börsenvereins sowie als Mitbegründer von coffeehouse.com aneignen.“

    5. Selbstcharakterisierungen

    Vielleicht sind Sie versucht, Ihre herausragenden Charaktereigenschaften im Motivationsschreiben mit einzubringen. Dass Sie belastbar sind, teamfähig, sensibel und verantwortungsvoll. Tun Sie es nicht. Eigenlob stinkt. Immer. Ihre Charaktereigenschaften ergeben sich aus dem, was Sie tun. Wenn Sie seit Ewigkeiten Kirchenfreizeiten leiten, wenn Sie sich im Sportverein engagieren, wenn Sie sich im Fachschaftsrat engagieren, sagt das tausendmal mehr aus, als wenn Sie von sich behaupten, ein so netter Mensch zu sein. Hier ein paar Negativbeispiele:

    „Ich verfüge über Teamfähigkeit, ausgezeichnete Ausdrucksweise, klare Ziel- und Ergebnisorientierung, Zuverlässigkeit sowie Freude am Kontakt mit Menschen aller Nationalitäten.“

    „Dabei darf ich mich selbst als sehr belastungsfähig erleben, da ich in Extremsituationen handlungsfähig bleibe und unter großem Druck verantwortungsvolle Entscheidungen treffen kann.“

    6. Umgangssprache

    Ein eher seltener Fehler – die Nutzung einer komplett unpassenden Sprache. Bei einem Motivationsschreiben, aus dem diese Zitate stammen, bin ich allerdings fast vom Stuhl gefallen:

    Ich heiße Luisa und studiere seit September 2009 an der FH Erfurt Eventmanagement. Der Weg dorthin war steinig und schwer und hat mich und alle um mich rum definitiv viele Nerven und graue Haare gekostet.“

    Mir ist es sehr wichtig dieses Studium zu absolvieren, da ich im Leben keine weiteren Anhaltspunkte habe um später etwas zu erreichen. Ich habe leider auch nicht die finanzielle Möglichkeit mein Leben sinnlos zu verplempern.“

    7. Logische Sprünge

    Schwer mit einem Zitat zu belegen, ist dies doch einer der häufigsten Fehler. Dieselben Dinge werden an verschiedenen Stellen angesprochen, es gibt keinen roten Faden, keine Geschichte, keine Kohärenz. Mein Tipp: Achten Sie auf eine gute Ordnung und einen roten Faden in Ihrem Schreiben.

    8. Guttenberg Style

    Kopieren Sie nicht - und vor allem nicht von mir! Bild: Tim Bartel / Flickr.com
    Kopieren Sie nicht – und vor allem nicht von mir! Bild: Tim Bartel / Flickr.com

    Schreiben Sie nicht ab – auch nicht von mir! Meine Anleitung zum Motivationsschreiben fürs Studium enthält eine Reihe von Beispielformulierungen. Kopieren Sie sie nicht – denn auch andere lesen meine Artikel. Folgende E-Mail eines Professors erreichte mich vor einiger Zeit:

    Lieber Herr Horndasch,

    Ihre Vorschläge für Motivationsschreiben für Masterstudiengänge haben durchschlagenden Erfolg 🙂

    Den Satz „Mir ist bewusst, dass Ihre Fakultät den Bewerbern nur eine begrenzte Anzahl von Studienplätzen anbietet. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass mich meine akademische Vorbildung dazu befähigt, Ihren hohen akademischen Standards mehr als zu genügen und einen engagierten Beitrag zum …. .“ haben wir in gefühlten 20 % der Bewerbungen diese Woche gelesen!

    Herzliche Grüße!

    9. Rechtschreibfehler

    Natürlich organisierte Horst die Abschiedsfeier für seinen besten Freund Heinz. Und doch war es ihm ein Rätsel, warum gerade er als einziger im Freundeskreis ohne Masterstudienplatz geblieben war.
    Gerne organisierte Horst die Abschiedsfeier für seinen besten Freund Heinz. Und doch war es ihm ein Rätsel, warum gerade er als einziger ohne Masterstudienplatz geblieben war. Bild: AdiH / Flickr.com

    Kein Fehler kickt mehr aussichtsreiche Studierende aus Bewerbungsverfahren als Rechtschreibfehler. Weit mehr als die Hälfte aller Motivationsschreiben, die ich lese, enthalten haarsträubende Fehler. Tödlich bei der Bewerbung an einer wissenschaftlichen Institution.

    Dabei ließe sich das so leicht vermeiden: Word filtert schon einiges heraus (wenn man denn die Vorschläge ernst nimmt). Die verbleibenden Fehler lassen sich durch Freunde und Verwandte eliminieren. Man sollte sich allerdings jemanden suchen, der wirklich gut schreiben kann – und dies nicht nur behauptet.

    10. Einladung vorweg nehmen

    Tun Sie nicht so, als hätten Sie die Einladung bereits in der Tasche. Das sollten Sie dem Auswahlkomitee überlassen.

    „Ich freue mich darauf, meine Bewerbung mit Ihnen im Auswahlgespräch zu erörtern.“

    Sie wirken keineswegs selbstbewusst, wenn Sie bereits von einer Einladung ausgehen. Sie wirken unverschämt. Sie wirken keineswegs demütig, wenn Sie im Konjunktiv sprechen. Sie wirken höflich und realistisch. Schreiben Sie daher lieber:

    „Ich würde mich sehr über die Gelegenheit freuen, meine Motivation im Auswahlgespräch näher zu erörtern.“

    11.   Sich nicht an Regularien halten

    Hochschulen sagen häufig sehr klar, was im Motivationsschreiben stehen soll und welche Länge sie erwarten. Daran sollte man sich halten. Viele tun das nicht – meist aus Ignoranz. Und genau das signalisiert man, indem man sich nicht an die Forderungen hält: Ignoranz, Schluderigkeit, Oberflächlichkeit. Tun Sie das nicht – und machen Sie es besser.

    12.   Sich unwohl fühlen

    Wenn Sie sich irgendwo bewerben und das Gefühl haben, sie können sich nicht richtig mit Ihrem Schreiben identifizieren – dann haben Sie mit diesem Gefühl möglicherweise Recht. Im Motivationsschreiben sollte man sich von seiner besten Seite zeigen – wer sich aber als jemand anders zeigt als derjenige, der er ist, macht in der Regel einen Fehler.

     

    Übrigens: Sehr gute Tipps zu allen Bewerbungsfragen – und somit natürlich auch zu Motivationsschreiben fürs Studium – bietet übrigens Gerhard Winkler auf seiner Internetseite.

     


    [1] Bei allen realen Beispielen wurden Namen und Orte geändert.

  • Workshops zur perfekten Masterbewerbung in Berlin und Regensburg

    Den richten Master auswählen, Motivationsschreiben und Lebensläufe schreiben – ein Alptraum für viele Studierende. In meinen Workshops zeige ich, wie es geht – praxisnah, unterhaltsam und konstruktiv.

    Sebastian Horndasch
    Individuelle Beratung in meinen Workshops Bild: e-fellows.net

    Vor der Wahl des richtigen Masters steht die Suche – bei zahlreichen Möglichkeiten im In- und Ausland sowie mangelnder Übersichtlichkeit eine Herausforderung. Bei der konkreten Auswahl spielen viele Faktoren eine Rolle, unter anderem berufliche Erwägungen, die inhaltliche Ausrichtung oder das Renommee der Hochschule. Im Seminar „Der perfekte Master – Auswahl und Bewerbung“ lernen Studierende konkret, wo und wie sie suchen können – und wie sie gute von schlechten Masterprogrammen unterscheiden.

    Bewerbungen für Masterprogramme erfordern häufig Motivationsschreiben und Lebensläufe – ein großer Unsicherheitsfaktor für Studierende. In meinem fünf- bis sechsstündigen Workshop lernen die Teilnehmer, worauf sie beim Schreiben ihres Motivationsschreibens achten sollten und wie ein guter Lebenslauf aussieht. Dabei erarbeiten wir gemeinsam eine Struktur sowie Schlüsselformulierungen für eine gelungene Bewerbung.

    Im Januar 2013 halte ich den Workshop an mehreren Orten, noch nichts ganz ausgebucht sind die beiden in Regensburg und Berlin. Hier die Daten:

    Regensburg am Donnerstag, den 10.01.2013, 10:00 – 15:00 Uhr

    Ort: Agentur für Arbeit Regensburg, Raum 2.085

    Kosten: Keine

    Verbindliche Anmeldung (mit Angabe von Name, Studiengang, Semester/ Abschluss): regensburg.271-Akademiker@arbeitsagentur.de oder careerservices@hs-regensburg.de

    Berlin am Montag, den 14.01.2013, 13:00 – 18:00 Uhr

    Ort: Agentur für Arbeit Berlin Mitte, BIZ, Friedrichstr. 39, 10969 Berlin, Gruppenraum B

    Kosten: Keine

    Anmeldung: per E-Mail an: Berlin-Mitte.Hochschulteam@arbeitsagentur.de

  • Die Studienplatzklage – Kosten, Chancen, Risiken

    Der Ansturm auf Hochschulen ist so groß wie nie zuvor. Die große Konkurrenz sorgt natürlich auch für viele Enttäuschungen. Eine Möglichkeit bei Ablehnung: Die Studienplatzklage. Doch wie funktioniert sie? Kann man auf für den Master eine Studienplatzklage anstrengen? Und wie sind die Kosten einer Studienplatzklage? Ein Interview mit Christoph R. Müller, von der Kanzlei Dr. Selbmann & Bergert, die sich auf Studienplatzklagen spezialisiert hat.

    Justitia: Sieht theatralisch aus, in Wirklichkeit ist eine Studienplatzklage aber eher eine bürokratische Angelegenheit. Bild: Giuseppe Quattrone / Flickr.com

    Horndasch: Wie funktioniert eine Studienplatzklage eigentlich?

    Christoph R. Müller: Eine Studienplatzklage ist in zwei verschiedenen Varianten möglich. Zum einen ist es möglich, gegen einen Ablehnungsbescheid auf eine Studienplatzbewerbung bei der jeweiligen Hochschule beziehungsweise hochschulstart.de vorzugehen. Ziel ist es, die vermeintlich fehlerhafte Ablehnung durch Inanspruchnahme gerichtlicher Hilfe zu korrigieren. Diese Art der Studienplatzklage ist nur in Einzelfällen erfolgsversprechend. Zum anderen kann die Studienplatzklage mit dem Argument erhoben werden, die Kapazität von Studienplätzen sei fehlerhaft festgesetzt worden. Im Verfahren wird dann die sogenannte Kapazitätsberechnung geprüft. In fast allen Studiengängen gibt es Universitäten, welche Probleme haben, eine rechtlich einwandfreie Kapazität zu errechnen. Wenn es gelingt, diese Fehler im Prozess aufzudecken, wird die Hochschule verpflichtet, die weiteren Studienplätze unter den Klägern oder Antragstellern zu vergeben.

    Über Dr. Selbmann & Bergert:

    Die Anwaltskanzlei Dr. Selbmann & Bergert betreibt die Seite studienplatz-klage.de und ist ausschließlich im Bildungsrecht tätig. Die Kanzlei verfügt über langjährige Erfahrung in dem Bereich und kann so alle Fragen im Bildungsrecht, insbesondere rund um die Studienplatzklage, beantworten. Die Kanzlei gibt unter anderem eine umfangreiche und kostenlose Infobroschüre zum Thema Studienplatzklage heraus.

    Horndasch: Besonders häufig werden Studienplatzklagen in der Medizin angestrengt. Wie sind da die Erfolgsaussichten?

    Christoph R. Müller: Die Erfolgsaussichten einer Studienplatzklage in der Medizin sind an jeder Universität und auch von Semester zu Semester unterschiedlich. Klar ist, dass in stark nachgefragten Fächern wie Medizin die Nachfrage das Angebot an Studienplätzen bei weitem übersteigt. Regelmäßig erfolgt die Vergabe der Studienplätze dann durch Los.

    Horndasch: Und wie sind die Chancen einer Studienplatzklage in anderen Fächern?

    Christoph R. Müller: Die Chancen einer Studienplatzklage sind immer individuell zu betrachten. Gerade in wenig nachgefragten Fächern ist eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit gegeben. Tatsächlich sind nur erfahrene Rechtsanwälte in Kenntnis der Sachlage des Einzelfalls in der Lage, die Erfolgschancen konkret abzuschätzen.

    Horndasch: Wie hoch sind die Kosten einer Studienplatzklage? Hängt das von den Fächern ab?

    Christoph R. Müller: Die Kosten einer Studienplatzklage werden von diversen Faktoren bestimmt. Neben den Kosten der eigenen anwaltlichen Vertretung besteht ein finanzielles Risiko in Hinblick auf die Gerichtskosten sowie den möglichen anwaltlichen Kosten der Hochschule, die gegebenenfalls zu tragen sind. Ein einzelnes Verfahren gegen eine Universität kann da leicht 1.500 Euro kosten. Aber auch hier gilt, dass eine anwaltliche Beratung im Einzelfall bei der Einschätzung des spezifischen Kostenrisikos hilft. So können zum Beispiel besonders preiswerte Verfahren herausgesucht werden.

    Horndasch: Übernimmt die Rechtsschutzversicherung möglicherweise die Kosten?

    Christoph R. Müller: Tatsächlich gibt es nur noch wenige Rechtsschutzversicherungen welche die Kosten von Studienplatzklagen tragen. Wenn überhaupt, werden nur sehr wenige Verfahren übernommen. Häufig besteht ein Ausschluss, nach dem Verfahren im Zusammenhang mit der Vergabe von Studienplätzen von der Rechtsschutzversicherung nicht getragen werden. Wer noch einen älteren Rechtsschutzversicherungsvertrag hat, kann eventuell eine größere Anzahl von Studienplatzklageverfahren über die Rechtschutzversicherung abrechnen.

    Durch so viele Instanzen geht die Klage hoffentlich nicht. Bild: Mehr Demokratie e.V. / Flickr.com

    Horndasch: Man hört immer wieder von erfolgreichen Klägern, die später dennoch den Studienplatz verlieren. Wie hoch ist das Risiko nach einer erfolgreichen Studienplatzklage?

    Christoph R. Müller: Genauso wie es den Studienplatzklägern möglich ist, gegen eine Entscheidung der ersten Instanz vorzugehen, ist es auch den Hochschulen möglich, die gerichtliche Entscheidung zu überprüfen. Dies ist den Hochschulen immer dann möglich, wenn sie in der ersten Instanz zur Zulassung von Studienplatzklägern verpflichtet wurden. Im Ergebnis kann es daher vorkommen, dass der Studienplatz, den man in der ersten Instanz erhalten hat, in der zweiten Instanz kassiert wird. Dies führt zwar dazu, dass man den zugewiesenen Studienplatz wieder verliert. Die Leistungen, insbesondere die Scheine, die man zwischenzeitlich erlangt hat, bleiben aber erhalten. Wie hoch das Risiko ist, den in der ersten Instanz erlangten Studienplatz wieder zu verlieren, kann nur anhand der Entscheidung der ersten Instanz eingeschätzt werden. Tatsächlich verlieren nur sehr wenige Studienplatzkläger den eingeklagten Studienplatz wieder.

    Horndasch: Auch beim Master tobt ein immer größerer Kampf um Studienplätze. Wie stehen die Chancen einer Studienplatzklage im Master?

    Christoph R. Müller: Beim Zugang zum Masterstudium ist genau zu prüfen, welche der beiden benannten Studienplatzklagevarianten erfolgsversprechend ist. Häufig wird es ratsam sein, sowohl gegen die Ablehnungsentscheidung als auch gegen die zu niedrig festgesetzte Kapazität vorzugehen. Wegen der relativ neuen und unterschiedlichen Masterstudiengänge sind viele Rechtsfragen noch nicht hinreichend geklärt. Für die Universitäten ist es hier besonders schwer, rechtssicher zu handeln. Die Chancen für eine Studienplatzklage stehen hier häufig gut. Jedoch können die Ausgangssituationen sehr vielschichtig sein, weshalb auch hier eine anwaltliche Prüfung im Einzelfall geboten ist.

    Wie die Klage funktioniert, stellt die Kanzlei in folgendem Diagramm dar:

    ablauf-der-studienplatzklage Weiter Informieren

    Die Studienplatzklage ist natürlich nicht der einzige Weg, an einen Studienplatz zu gelangen. In einem umfangreichen Artikel zeige ich Wege auf, wie man in der letzten Minute an einen Studienplatz kommen kann.

  • Motivationsschreiben fürs Medizinstudium – Horndasch hilft

    Eine Abiturientin bewirbt sich fürs Medizinstudium und braucht ein Motivationsschreiben. Meine Anleitung fürs Motivationsschreiben war schon hilfreich – sie hat aber weitere Fragen. Horndasch hilft.

    Attraktiv: Das Medizinstudium
    Attraktiv: Das Medizinstudium Bild: Chuck Patch / Flickr.com

    Sehr geehrter Herr Horndasch,

    ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht und möchte mich für ein Medizinstudium an einer Universität bewerben. Dazu brauche ich ein Motivationsschreiben, das Aufschluss gibt über die „Motivation für die Wahl des Studienganges, die Gründe für die Studienortswahl, etwaige fachspezifischen Vorerfahrungen, sowie die subjektiv empfundene Qualifikation für dieses Studium“. Soll ich die Adresse der Uni ebenfalls als Briefkopf angeben, obwohl ich das Motivationsschreiben fürs Medizinstudium zum Auswahltermin mitbringe? Soll ich ein Betreff angeben? Ist es ratsam, hauptsächlich auf die Attraktivität des Studiums und der Uni einzugehen oder auch auf die regionale Umgebung? Soll ich das Motivationsschreiben mit „Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit möchte ich mich um…bewerben“ anfangen?

    Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir helfen können.

    Hallo,

    das Medizinstudium ist eine gute Wahl – nicht zuletzt aufgrund des Verdienstes. Ihre Fragen drehen sich einerseits um die Formatierung Ihres Motivationsschreibens fürs Medizinstudium, andererseits um den Inhalt.

    Formatierung des Motivationsschreibens

    Im Grunde können Sie beides machen: Das Motivationsschreiben mit Briefkopf gestalten oder auch ohne. Da das Motivationsschreiben in der Regel Teil einer umfangreichen Bewerbung ist, lasse ich den Briefkopf meist weg – Sie führen die gesamten Bewerbungsunterlagen ja in der Regel mit einem kurzen Anschreiben ein, das einen Briefkopf enthält.

    Sie persönlich bringen Ihr Motivationsschreiben für das Fach Medizin zum Auswahlgespräch mit. Ich würde in Ihrer Situation tendenziell einen Briefkopf nutzen – und dann auch ein Betreff angeben. Das könnte zum Beispiel lauten: „Motivation für die Wahl des Studienganges“ oder „Meine Bewerbung für das Studium der Humanmedizin an der Universität Gotham City“.

    Inhalt des Motivationsschreibens
    Sich selbst und seine Motivation realistisch und überzeugend zu beschreiben, ist nicht ganz einfach. Bild Andreas Levers / Flickr.com

    Beim Inhalt ist meine allererste Devise: Kein Bullshit. Was heißt das? Sie müssen mit konkreten Argumenten überzeugen, nicht mit leerer Motivation. Dabei fasst die von Ihnen zitierte Fragestellung die Anforderungen schon gut zusammen. Fragen Sie sich: Warum die konkrete Hochschule – und keine andere? Warum Humanmedizin? Was für Erfahrungen haben Sie bewogen? Inwiefern sind Sie besonders qualifiziert? Was können Sie an besonderem Engagement bieten? Was wollen Sie mit dem Medizinstudium später machen? Diese Fragen sollte Ihr Motivationsschreiben beantworten.

    Auf die regionale Umgebung würde ich im Motivationsschreiben nur eingehen, falls diese Studienrelevant ist – sich also durch besondere Einrichtungen etc. auszeichnet.

    Der Beginn des Motivationsschreibens „…hiermit bewerbe ich mich um…“ ist okay, aber langweilig. Ich würde immer mit Ihren besten Argumenten einsteigen. Ein Beispiel für einen vernünftigen Einstieg in ein Motivationsschreiben für Medizin:

    Schon zu Schulzeiten war es mein Ziel, später als Medizinerin zu arbeiten. Mein Freiwilliges Soziales Jahr im Rot-Kreuz-Krankenhaus Neustadt hat mich in diesem Wunsch gefestigt. Die Universität Gotham City überzeugt mich durch den patientennahen Ansatz der Lehre sowie durch ihre hervorragende Reputation. Mit meinen sehr guten Noten in naturwissenschaftlichen Fächern sowie meiner hohen Motivation bin ich überzeugt, Ihren hohen Anforderungen gerecht zu werden.

    Weiter lesen: Meine Anleitung fürs Motivationsschreiben finden Sie hier. Für Studis Online habe ich einen umfangreichen Artikel zu Auswahlgesprächen an Hochschulen verfasst. Für Sie sicherlich interessant. Und falls Sie noch einen Lebenslauf brauchen: Hier meine Anleitung für Lebensläufe – mit Beispielen.

  • Anleitung: Lebenslauf für Bewerbung und Studium – mit Beispielen

    Einen Lebenslauf braucht man für jede Bewerbung – sei es im Praktikum, für ein Masterstudium oder für den Job. Doch wie ist der Aufbau eines guten Lebenslaufes? Horndasch hilft – mit zwei Beispiellebensläufen als Muster. Weitere Tipps gibt es in meinem Buch Master nach Plan.

    Hier fehlen möglicherweise ein paar Details. Bild: Fabrizio Morroia / Flickr.com

    Spätestens bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz wird es für die meisten Studierenden ernst: Ein Lebenslauf muss her. Doch woher nehmen? Politikstudentin Susanne erinnert sich. „Als Erstsemestlerin wollte ich gleich durchstarten. Also habe ich mich für die Wintersemesterferien für mehrere Praktika beworben. Leider wusste ich nicht, wie eine gute Bewerbung auszusehen hat.“ Susanne hatte in der Schule einen Lebenslauf erarbeitet. Diesen kramte sie hervor und aktualisierte ihn. „Unsere Lehrerein hatte uns beigebracht, dass man alle Stationen in eine einzelne Tabelle packen und chronologisch ordnen solle.“ Ein Fehler. „Ich habe nur Ablehnungen erhalten. Das lag natürlich nicht nur am Lebenslauf. Dennoch hätte ich mich besser informieren sollen.“

    Wie Susanne ergeht es vielen Studierenden: Sie sind unsicher, wie ein der Lebenslauf für ihre Bewerbung aussehen soll. Eine Internetsuche fördert eine Flut an Hinweisen zu Tage, die teils gut sind, teils schlecht, oft widersprüchlich und meist verwirrend. Hinzu kommt, dass Eltern oft nicht helfen können: Der Aufbau von Lebensläufen hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert.

    Der Lebenslauf: Worum geht es?

    Was ist das Ziel eines Lebenslaufes? Was soll er leisten? Eigentlich ist es einfach: Es geht darum, alle Stationen und Aktivitäten im bisherigen Leben schnell erfassbar zu machen. Der Leser muss auf den Lebenslauf schauen und sich innerhalb von wenigen Sekunden ein Bild machen können. Ein Lebenslauf leistet dies dann, wenn er ein klares Design hat und nicht durch Textwüsten verwirrt. Wenn er die wichtigsten Informationen voran stellt und nicht irgendwo versteckt. Wenn er nicht zu wenig sagt, aber auch nicht zu viel. Und wie das genau geht, erfahrt ihr im Folgenden sowie in den beiden Muster-Lebensläufen – hier Muster-Lebenslauf 1 und hier Muster-Lebenslauf 2.

    Worum geht es noch? Nachfrage bei Max-Alexander Borreck, Autor des Buches „Der Weg zum Stipendium“. „Man sollte vor dem Abschicken überlegen: An wen geht der Lebenslauf? Der Lebenslauf sollte genauso wenig aus der Schublade kommen wie das Bewerbungsschreiben. Ein praktisches Beispiel: Bei einer Bewerbung um ein Bank-Praktikum ist es wahrscheinlich irrelevant, dass man mit 14 Jahren Messdiener war. Bewirbt man sich allerdings für ein Stipendium beim katholischen Cusanuswerk, muss das rein.“

    Grundsätzliche Dinge zum Lebenslauf

    Im Lebenslauf sollten Studenten eine Vielzahl an Dingen beachten:

    Aufbau des Lebenslaufes: Tabellarisch oder ausformuliert?

    Lebensläufe sind von der Form her in der Regel tabellarisch. Chronologisch beginnt man mit den neuesten Dingen und arbeitet sich dann zeitlich rückwärts vor. So ist der erste Beitrag im Bereich Ausbildung bei einem Abiturienten immer das Abitur. „Das hat sich in der Praxis durchgesetzt“, so Max-Alexander Borreck. „Das Neuste zeigt am besten die Entwicklung des Bewerbers und dem gehört am meisten Gewicht.“ Wie sieht das genau aus? Schaut einfach in den Beispiel-Lebenslauf.

    Details im Lebenslauf: Nicht zu wenige, nicht zu viele

    Eine gute Überschrift von Lebenslaufeinträgen enthält die wichtigsten Informationen: „Was, bei wem, wo, wann?“. Dann folgen die Details. Ein Beispiel aus dem Muster-Lebenslauf von Luisa Stephan:

    05/2010 – 08/2010  Praktikantin, Gerd-Müller-Kinderhilfswerk, Kairo

    Zuständig für Kommunikation mit deutschen und ägyptischen Medien; Eventmanagement; Relaunch der Webseite

    Die Überschrift umreißt sofort, was Luisa gemacht hat: Ein Praktikum beim (übrigens nicht real existierenden) Gerd-Müller-Kinderhilfswerk in Kairo. Die Details folgen direkt im Anschluss.

    Viele schreiben zu wenig in ihren Lebenslauf. Lena Schneider bestätigt dies: „Manchmal sehe ich Einträge wie ‚BMW: Praktikum’ ohne weitere Angaben. Damit kann ich nur wenig anfangen. Ich will wissen, in welcher Abteilung der Bewerber war und was er gemacht hat. Romane sollte man allerdings auch nicht schreiben.“ Die Bewerber in den Beispiel-Lebensläufen haben viele Details zu allen wichtigen Stationen genannt.

    Design des Lebenslaufs

    Wer den Job nicht will, nutzt Comic Sans. Bild: Hans Bobanovits / Flirckr.com

    Mit einem guten Design wirkt euer Lebenslauf klar, aufgeräumt und überlegt. Nutzt also keine überflüssigen Schmuckelemente wie Linien und Zierleisten. Für die Muster-Lebensläufe habe ich die empfehlenswerte Schriftart „Helvetica“ genutzt, die Schriftgröße ist 10, bei den Überschriften 12. Andere gute Schriftarten sind Lucida, Calibri, Verdana, Euphemia, Sathu oder Arial. Wichtig ist, dass die Schrift seriös aussieht und gut leserlich ist. Ganz schlecht dagegen: Alberne Schriftarten wie Comic Sans. Und für Apple-Fans: Die Schriftart, die der iPhone-Hersteller auf Produkten und seiner Webseite nutzt, heißt Myriad Pro.

    Lena Schneider ist HR & Recruitment Manager beim Werbedienstleister Vibrant Media. Sie beschäftigt sich täglich mit Lebensläufen von Bewerbern: „Generell gilt: Je schlichter und übersichtlicher, desto besser. Man sollte das Design aber auf den Adressaten abstimmen. Für konservative Unternehmen sollte es eine eher konservative Aufmachung sein. Wer sich dagegen auf ein Praktikum als Webdesigner bewirbt, kann sich auch in der Aufmachung des Lebenslaufes austoben.“

    Die Länge des Lebenslaufes hängt davon ab, wie viel man bereits gemacht hat. Ein 45jähriger Geschäftsführer wird problemlos drei Seiten füllen können. Als Studierende und Berufseinsteiger habt ihr vermutlich etwas weniger Erfahrungen. Ein bis zwei Seiten sollten da reichen. Die beiden Beispiellebensläufe sind jeweils eineinhalb Seiten lang. Studenten sollten ihre Lebensläufe nicht länger werden lassen.

    Manche Leute unterschreiben ihren Lebenslauf. Dies soll größere Verbindlichkeit signalisieren. Lena Schneider: „Das ist in der Regel nicht nötig. Bei konservativen Unternehmen würde ich dazu aber tendieren.“ Die Beispiel-Lebensläufe sind nicht unterschrieben.

    Nicht labern: Keine überflüssigen Informationen in den Lebenslauf

    Etwa 90 Prozent Bewerber nutzen im Lebenslauf folgende Überschrift: „Lebenslauf“ (oder – weil es auf Lateinisch schöner klingt – „Curriculum Vitae“). Doch auch überwältigende Mehrheiten können falsch liegen. Dass es sich um einen Lebenslauf handelt, ist durch Aufbau und Format schon aus fünf Metern Entfernung sichtbar. Auch die Datei hat in der Regel einen Titel wie „Lebenslauf_Meyer.doc“. Warum also eine bekannte Information wiederholen? Schlaue Studenten stellen dagegen Ihren Namen an den Anfang. Denn der ist nicht austauschbar.

    Die Sektionen im Lebenslauf: Studium, Beruf, Engagement

    Lebenslauf-Checkliste

    Das muss in den Lebenslauf:
    – Name, Anschrift, Geburtstag und –ort
    – Ausbildung
    – Berufliche Erfahrungen
    – Ortsangaben zu allen Stationen
    – Sprachkenntnisse
    – Engagement
    – Mitgliedschaften in Vereinen
    – Details!
    Das kann in den Lebenslauf (muss aber nicht):
    – Grundschule
    – Familienstand
    – Nationalität
    – Hobbys
    – Unterschrift
    – Angestrebte Position
    Das sollte nicht in den Lebenslauf:
    – Lügen
    – Persönliche Stärken
    – Schmuckelemente und Verzierungen
    – Die Überschrift „Lebenslauf“
    – Informationen zum Elternhaus
    – Informationen zu Geschwistern
    – Die Religionszugehörigkeit
    – Ein Lebensmotto oder Zitat
    – Rechtschreibfehler
    – Formatierungsfehler

    Der Aufbau des Lebenslaufs teilt sich in verschiedenen Kategorien. Im Lebenslauf-Beispiel der Abiturientin Melda sind es folgende:

    • Foto
    • Persönliche Angaben
    • Angestrebtes Studium
    • Schulische Ausbildung
    • Berufliche Erfahrung
    • Engagement
    • Kenntnisse und Fähigkeiten

    Doch dieser Lebenslauf-Aufbau ist keineswegs in Stein gemeißelt. Je nach Fall könnten zusätzliche Kategorien wie „Publikationen“, „Mitgliedschaften“, „Weiterbildungen“ oder „Hobbys“ dabei sein. Auch kann man eigene Kategorien erfinden: Bewirbt man sich nach dem Studium für einen Job im Medienbereich, könnte eine Kategorie „Erfahrungen im Medienbereich“ heißen. Die Kategorie „Angestrebte Position“ ist übrigens nicht zwingend notwendig und kann im Zweifel weggelassen werden.

    Max-Alexander Borreck rät dazu, die Kategorien nicht ausufern zu lassen. „Man sollte den Lebenslauf nicht überfrachten – der Inhalt muss im Vordergrund stehen. Im Zweifel würde ich bei den Standardkategorien bleiben: berufliche Erfahrung, Schule & Universität, Engagement, Kenntnisse & Fähigkeiten sowie Hobbys.“

    In der Ordnung der Kategorien im Lebenslauf habt ihr eine gewisse Freiheit. Nach ganz oben gehören die persönlichen Angaben, danach kommt die angestrebte Position. Darauf hin solltet ihr die Kategorie nennen, die in euren Augen am meisten für euch spricht. Was das heißt? Wer sich mit dem Lebenslauf für ein Studium bewirbt, wird immer seine bisherige Ausbildung nach oben schieben. Wer dagegen einen Job sucht, wird im Lebenslauf vielleicht seine Arbeitserfahrung voranstellen. Bewirbt man sich für ein Stipendium, kommt nach Studium und Schule das gesellschaftliche Engagement. Erst später folgen Arbeit und Praktika.

    Immer ganz am Ende des Lebenslaufes folgen Kenntnisse und Fähigkeiten sowie Hobbys.

    Ein seriöses Bild ist bei der Bewerbung Muss. Bild: Meg Williams / Flickr.com

    Foto im Lebenslauf: Eine Bewerbung ohne Foto geht nicht. Für Lena Schneider hängt das Foto vom Adressaten ab: „Bei einem Praktikum in der Onlinebranche reichen Hemd oder schönes T-Shirt. Wer sich bei Siemens oder Bosch bewirbt, sollte zum Anzug greifen. Im Zweifel lieber overdressed als underdressed.“ Von Ganzkörperfotos rät Scheider dagegen ab: „Bei Studierenden und Absolventen bitte keine Ganzkörperbilder, auf denen man die Arme verschränkt. Solche Bilder sind erst bei mindestens 15 Jahren Berufserfahrung okay.“

    Persönliche Angaben: Hier gehören Anschrift, Geburtsdatum, E-Mailadresse und Telefon hinein. Die Staatsbürgerschaft kann man nennen, muss es aber nicht. Der persönliche Status (ledig, verheiratet, etc.) war früher im Lebenslauf Standard, ist inzwischen aber nicht mehr zwingend notwendig. Völlig irrelevant sind: Religion, Eltern, Geschwister. Auch in den Beispiellebensläufen sind diese Dinge weggelassen.

    Ausbildung: In dieser Sektion sollten alle relevanten Ausbildungsschritte erwähnt werden. Relevant ist alles, was nach der Grundschule kommt. Die Grundschule selbst kann man weglassen. Im Beispiel-Lebenslauf der Abiturientin habe ich die Grundschule genannt, im Beispiel-Lebenslauf der Absolventin habe ich sie weggelassen. Bewirbt ihr euch mit dem Lebenslauf für ein Masterstudium, solltet ihr mehr Details nennen als andernfalls.

    Berufliche Erfahrungen: Hier gehören Praktika rein sowie bezahlte Arbeit. Praktika sind für Studierende immer relevant, bei bezahlter Arbeit kommt es drauf an. Dass man als Schüler mal Zeitungen ausgetragen hat, ist für die meisten Bewerbungen zum Beispiel eher unwichtig.

    Engagement: Gesellschaftliches Engagement wird fast überall geschätzt. Wart ihr Jahrgangssprecher in der Schule, bringt ihr in eurer Freizeit Kindern das Fußballspielen bei, organisiert ihr Kirchenfreizeiten? Solche Dinge gehören in diese Lebenslauf-Kategorie – wie ihr in den Lebenslauf-Beispielen sehen könnt.

    Kenntnisse und Fähigkeiten: In dieser Sektion des Lebenslaufs solltet ihr wie im Beispiel Sprachkenntnisse sowie andere besondere Fähigkeiten nennen. Dass man mit Microsoft Office und Firefox umgehen kann, kann man zwar erwähnen, allerdings wird dies bei jungen Leuten sowieso vorausgesetzt. Daher kann man es auch weglassen. Interessanter ist es, wenn man zum Beispiel gute Kenntnisse in HTML, Photoshop oder Indesign hat. Diese sollte man dringend erwähnen.

    Planking: Nicht alle Hobbys gehören in den Lebenslauf. Bild: ND Strupler / Flickr.com

    Hobbys: Es wird oft dazu geraten, am Ende des Lebenslaufes eine Sektion zu „Hobbys“ oder „Sonstigen Aktivitäten“ einzubauen. In dieser Sektion kann man diejenigen Dinge nennen, die man privat gerne macht und die nicht zwangsläufig professionelle Implikationen haben. Die Hobbysektion ist nicht zwingend notwendig, kann aber nützlich sein, so Max-Alexander Borreck: „Ich würde Bewerbern raten, immer Hobbys zu erwähnen. Diese müssen nicht spektakulär sein. Vielmehr geben Sie dem Interviewer die Chance, persönlich einen guten Draht zum Bewerber herzustellen.“

    Lena Schneider ist nicht ganz derselben Meinung: „Hobbys sind in meinen Augen nur wichtig, wenn sie im Zusammenhang zu Stelle stehen. Ich finde es aber immer gut, ein Extrablatt mit dem Titel ‚Was Sie sonst noch über mich wissen sollten’ beizufügen, wo man dann persönliche Interessen darlegen kann.“

    Ein paar weitere Tipps

    Lügen haben schöne Haare. Bild: Bundeswehr / Flickr.com

    Lena Schneider legt Wert darauf, dass Bewerber Lebensläufe niemals als Word-Dokument verschicken sollten. „Das Format wird zerfetzt und dann sieht der Bewerber wie ein Stümper aus. Es gibt massig kostenlose PDF-Programme im Internet, mit denen man Dokumente PDFen kann.“

    Ebenso sollte man dringend Rechtschreib- und Formatierungsfehler vermeiden. Dies ist leichter gesagt als getan: Bei Word verschieben sich manchmal Zeilen, ohne dass man weiß warum. Sie dann wieder zu recht zu rücken, ist nicht immer einfach. Und Schreibfehler verstecken sich in Details, auf die man vielleicht nicht achtet. Und doch lohnt es sich, Arbeit in diese Dinge zu stecken.

    Der größte Fehler wäre Laut Max-Alexander Borreck aber, Dinge aufzuhübschen oder gar zu lügen. „Lügen im Lebenslauf fallen früher oder später auf. Leute, die Lebensläufe lesen, haben dafür ein Gespür.

    Bewerbungen, Lebensläufe, Motivationsschreiben: Weiterlesen

    Wer sich mit dem Lebenslauf fürs Studium bewirbt, wird übrigens in der Regel auch ein Motivationsschreiben benötigen – praktischerweise habe ich in diesem Blog Anleitung fürs Motivationsschreiben erstellt. Und wer sich auf ein Praktikum bewirbt, wird meine Anleitung zur Bewerbung auf Praktika (mit Praxisbeispiel) bei Studis Online zu schätzen wissen. Auch diese Anleitung zum Lebenslauf ist zuerst auf Studis Online erschienen.

  • Soziale Arbeit international studieren?

    Was studieren? Eine Abiturientin möchte Soziale Arbeit international studieren, vielleicht in einem bi-nationalen Studiengang. Aber ist das so einfach? Horndasch hilft.

    Wer Soziale Arbeit studiert, lernt, Menschen professionell zu helfen. Bild: Rainier M. / Flickr.com

    Lieber Sebastian, endlich mal einer, der nicht nur allgemein gute Tips gibt, sondern auch persönlich auf die Fragen und Nöte (zukünftiger) Studierende eingeht. Find ich klasse!

    Ich habe 2011 Abi gemacht, bin dann ein Jahr privat im Ausland gewesen und möchte nun Soziale Arbeit zu studieren. Das Problem ist, wie ich schon feststellen musste, dass vor allem von FHs oft Praktika vorausgesetzt werden – die hab ich nicht.

    Zudem ist mir sehr wichtig, dass ich einen Teil meines Soziale Arbeit-Studiums im Ausland verbringen kann und so „international“ einen Schwerpunkt setzen kann.

    Jetzt, nachdem ich beim Surfen im Internet eher verloren ging als gute Information zu finden, wollte ich fragen, ob : a) du weißt, wie man Unis/FHs findet, die diese Möglichkeit bieten und ob b) man das alles schon vor dem Studium klären muss. Und kann man nach einem z.B. zwei Semestern an eine andere Uni wechseln und den gleichen Studiengang fortsetzen?

    Viele Grüße, Sarah

    Liebe Sarah,

    vielen Dank für das Lob sowie deine Anfrage.

    Zu deinen Fragen:

    Soziale Arbeit international studieren

    Ich kann gut verstehen, dass du einen Teil deines Studiums im Ausland verbringen möchtest. Normalerweise wäre da ein bi-nationales Studium ideal für dich: Hier studierst zu gleichen Teilen an einer deutschen sowie einer ausländischen Hochschule und erhältst am Ende zwei Bachelorabschlüsse. Eigentlich wäre ein bi-nationales Studium ideal für dich. Das Problem: In Sozialer Arbeit gibt es nur einen einzigen bi-nationalen Studiengang und zwar Soziale Arbeit an der Hochschule Lausitz, der in Zusammenarbeit mit einer polnischen Hochschule angeboten wird. An der Alice-Salomon Hochschule Berlin ist der Studiengang Soziale Arbeit mit einem parallelen Türkischlehrgang sowie einem Auslandssemester in Ankara möglich. Das ist zwar kein bi-nationales Studium, aber definitiv international ausgerichtet.

    Soziale Arbeit international studieren? Bild: Funkyah /Flickr.com

    Wie man nach bi-nationalen Studiengängen suchen kann: Du geht auf Hochschulkompass.de und von dort auf die Profisuche für Studiengänge. Dort kannst du nach bestimmten Fächern suchen und angeben, dass du einen internationalen Studiengang oder einen mit Doppelabschluss möchtest. Leider gibt es im Bereich Soziale Arbeit kaum entsprechende internationale oder bi-nationale Studiengänge.

    Wenn du also bei sozialer Arbeit bleiben möchtest, ist deine einzige Möglichkeit ein Erasmus-Studium. Und da würde ich einfach direkt an den Fakultäten nachfragen, wie viele Plätze es gibt und in welchen Ländern. Denn während einige Hochschulen richtig viele Erasmus-Plätze anbieten, sind es bei anderen nur eine kleine Hand voll.

    Praktika und Soziale Arbeit

    Zu deiner Frage nach den Praktika bei Sozialer Arbeit: Wenn ein Praktikum zwingend vorausgesetzt wird, könntest du dich mit dem Versprechen bewerben, dass du es innerhalb der ersten sechs Monate nachholst. Vielleicht kannst du dir ja bereits einen Platz in einer Einrichtung für die Wintersemesterferien besorgen und dich mit der Zusage bewerben. Häufig ist dies sowieso möglich: Im Kleingedruckten steht dann irgendwo, dass man das Praktikum auch nach Studienbeginn machen kann.

    Falls es aber vorgeschrieben ist, bist du vom guten Willen der Fakultät abhängig. Falls du übrigens Au-Pair gemacht hast, könntest du vielleicht das als die entsprechende praktische Erfahrung verkaufen.

    Studienplatz wechseln

    Du kannst natürlich auch innerhalb deines Soziale Arbeit-Studiums den Standort wechseln. Allerdings läufst du Gefahr, dass dir nicht alle Leistungen anerkannt werden. Denn: Die Hochschulen entscheiden selbst, ob bisherigen Kurse auch für sie adäquat sind. Die Mehrzahl wird in der Regel anerkannt, leider gibt es aber immer mal Ausnahmen.

    Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute bei der Wahl und ein erfolgreiches wie horizonterweiterndes Studium der Sozialen Arbeit – vielleicht ja auch bi-national mit Polen.

    Viele Grüße!

    PS: Falls du dir noch unsicher bist, was du sonst noch studieren kannst, hilft mein Ratgeberartikel Was Studieren? mit Tipps für die schnelle Studienwahl.

  • Studiengänge und NCs finden

    Eine Abiturientin möchte Verwaltung und Wirtschaft studieren, verzweifelt aber an der Frage nach NC-Werten und Studienmöglichkeiten. Horndasch hilft.

    Rätselhaft: Studiengangssuche, Numerus Clausus und fliegende Kaffeekannen

    Hallo Sebastian,

    ich heiße Helena, gehe zur Zeit auf ein Gymnasium und beende dieses nächstes Jahr mit dem Abitur. Ich habe mich jetzt vermehrt über den Studiengang „Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften“ informiert, allerdings finde ich nur sehr wenig dazu. Es wird scheinbar nur an der HS in Bremen angeboten, aber ich kann nirgendwo Informationen über einen möglichen NC finden. Mein Abischnitt wird wohl 2,3 und 2,7 liegen wird. Mich wundert es sehr, dass es den Studiengang so nur in Bremen gibt, woran kann das liegen? Wenn es an wenigen Bewerbern liegt, wäre ein NC ja quasi überflüssig. Auf eine Email an die HS habe ich leider bis heute keine Antwort bekommen. Vielleicht kannst du mir ja Antworten geben. Ich würde mich freuen.

    Liebe Grüße,

    Helena

    Liebe Helena,

    vielen Dank für deine Frage! Der notwendige Abischnitt bei NC-Fächern ändert sich von Jahr zu Jahr, daher ist auf der Hochschulwebseite keine Info zu finden. Warum ändern sich NC-Werte? Numerus Clausus heißt übersetzt „begrenzte Anzahl“, ein NC bedeutet also, dass es eine bestimmte Anzahl von Plätzen gibt. Wenn es 50 Studienplätze gibt und sich 100 Leute bewerben, erhalten die 50 mit dem besten Abitur eine Zusage. Der Schnitt des schlechtesten erfolgreichen Bewerbers ist der NC-Schnitt. Im nächsten Jahr bewerben sich vielleicht 150 Leute, dann steigt der notwendige Schnitt. Oder es bewerben sich nur 60 Leute, dann erhält fast jeder einen Studienplatz und auch ein recht schlechtes Abi reicht aus.

    Den NC-Schnitt der letzten Jahre findest du auf einer sehr guten Webseite namens NC-Werte.info. Der Schnitt für Wirtschaft und Verwaltung an der HS Bremen lag 2010/11 bei 2,6. Allerdings ist das der Schnitt für die Leute, die regulär aufgenommen wurden. Es kommen immer noch ein paar Leute per Nachrückliste rein. Mit 2,7 wird man es also vermutlich auch noch geschafft haben. Der Wert sagt aber nur wenig über die Zukunft aus: Wenn sich nächstes Jahr richtig viele Leute bewerben, wird der NC-Wert deutlich höher liegen.

    Den Studiengang gibt es so tatsächlich nur in Bremen. Verwaltungswissenschaften kannst du aber an vielen Orten studieren. Dazu solltest du den Hochschulkompass verwenden, der vollständigsten Suchmaschine für Studiengänge in Deutschland. Wenn du hier nach „Verwaltung“ suchst, bekommst du viele Treffer. Achte darauf, dass du dich natürlich nur für Bachelor-Studiengänge bewerben kannst und nicht für Master.

    Ich hoffe, das hat dir geholfen.

    Viele Grüße!

    Sebastian

    Bild: Pedro Veneroso / Flickr.com