Schlagwort: BWL

  • Schlechtes Abi – BWL privat studieren?

    Eine potentielle Kundin glaubt, an einer staatlichen Hochschule im Fach BWL keine Chance zu haben. Sie möchte daher von mir ein Motivationsschreiben für die private EBC Hochschule erstellt wissen. Doch ist das wirklich der einzige Weg? Horndasch hilft!

    Straßenmusik: Eine Möglichkeit zur Begleichung hoher Studiengebühren. Bild: Collin Key / Flickr.com

    Hallo Herr Horndasch,

    ich habe 2010 mein Abitur in Niedersachsen gemacht und danach eine Ausbildung begonnen, die ich 2013 beenden werde. Nach meiner Ausbildung möchte ich ein BWL-Studium an der EBC Hochschule Hamburg aufnehmen, da ich mit meinem recht schlechten Abiturschnitt an staatlichen Unis nur geringe Chancen auf einen Studienplatz in BWL habe. Daher ist mir der BWL-Studiengang an der privaten EBC Hochschule sehr wichtig. Können Sie mir helfen?

    Viele Grüße

    Sandra Leuschner

    Liebe Frau Leuschner,

    zunächst einmal Danke für Ihre Anfrage. Meine erste Frage an Sie lautet: Wollen Sie das wirklich? Die EBC Hochschule ist eine eine private Hochschule, an der Sie viel Geld zahlen – genau gesagt 675 Euro pro Monat. Hinzu kommen Prüfungsgebühren, Aufnahmegebühren sowie eine Bachelor-Prüfungsgebühr. Zusammen kommen Sie bei einem sechssemestrigen Studium auf etwa 26.000 Euro nur an Gebühren. Sehr viel Geld. Die EBC ist dabei wahrlich keine schlechte Hochschule, sie ist aber auch nicht herausragend. Es handelt sich bei der EBC Hochschule um eine solide Mittelklasse-Privathochschule. Anders als bei den Top-Privathochschulen bekommen Sie hier kaum mehr geboten als bei der staatlichen Konkurrenz.

    Was Sie vielleicht nicht wissen: Sie haben viele Optionen an staatlichen Hochschulen. Es gibt eine große Reihe an staatlichen Fachhochschulen und sogar einige Universitäten, an denen Sie BWL zulassungsfrei studieren können – also unabhängig von Ihrem Abiturschnitt. Drei Beispiele von guten zulassungsfreien Bachelorstudiengängen in Betriebswirtschaftslehre:

    Sie können meine Suche leicht nachvollziehen: Gehen Sie auf www.hochschulkompass.de, klicken Sie auf Studiengänge > Profisuche, suchen Sie nach „Betriebswirtschaftslehre“ und klicken Sie auf die Optionen grundständige Studiengänge; ohne Zulassungsbeschränkung; staatliche Trägerschaft.

    Und selbst wenn Studiengänge mit einem NC belegt sind, ist das für Sie nicht das Ende. Denn NCs sind nicht immer allzu hart. Wie der NC funktioniert, erkläre ich in meinem Artikel „Wie hoch ist der Numerus Clausus?“. Wenn Sie auf nc-werte.info schauen, finden Sie die NC-Werte der vergangenen Jahre. Teilweise liegen diese Werte bei 3,0 oder höher. Und diese Hürde ist selbst mit einem eher schlechten Abi zu schaffen.

    Mit besten Grüßen!

    Sebastian Horndasch

  • Marketing in London oder Wirtschaftswissenschaften in Bochum? Horndasch hilft!

    Eine Leserin wendet sich an mich mit Bitte um Einschätzung: Was studieren? Soll sie Management & Economics an der Ruhr-Universität Bochum wählen oder nur BWL? Und: Kann sie während des Bachelors noch nach London wechseln oder ist das erst für den Master ratsam. Knifflige Fragen – doch Horndasch hilft.

    Was studieren – und wo? Hier bleiben? Oder zum Studieren übers Meer nach London? Eine schwere Wahl. Bild: Catherine / Flickr.com

    Sehr geehrter Herr Horndasch,

    ich plane zum kommenden Wintersemester den Studiengang „Management & Economics“ an der Ruhr-Universität Bochum zu belegen. Ich habe den Studiengang gewählt, da ich mich eher für den betriebswirtschaftlichen Bereich interessiere, aber mir dennoch alle Türen offen halten wollte. Halten sie das für eine gelungene Wahl? Mein Abischnitt liegt bei 1,7.

    Mein zweites Anliegen besteht darin, dass ich meinen Bachelorstudiengang ab dem dritten Semester in London fortsetzen möchte, oder, falls dies nicht möglich ist, einen Masterabschluss im Bereich Management/Marketing dort zu absolvieren. Haben sie diesbezüglich genauere Informationen oder Anregungen, wie ich meine Pläne verwirklichen kann?

    Vorab vielen Dank! 

    Hallo!

    Die Frage „Was studieren?“ treibt viele um. Management & Economics ist dabei inhaltlich eine gute Wahl – eine Mischung aus BWL und VWL. Allerdings hat der Studiengang an der Ruhr-Universität Bochum im aktuellen CHE Ranking in Sachen Studiensituation und Studierbarkeit leider eher schlecht abgeschnitten. Ich würde mich an Ihrer Stelle an aktuelle Studierende wenden, um mehr über die Studiensituation zu erfahren – die schlechte Bewertung lässt Vorsicht geboten erscheinen. Der persönliche Eindruck kann da einiges klären.

    Besonders gut haben in Sachen Studiensituation im Bereich Wirtschaftswissenschaften – also der Kombination aus BWL und VWL – die Universitäten Frankfurt, Mainz, Bielefeld, Passau, Ulm, Wuppertal und Witten/Herdecke abgeschnitten. Mit Ihrem Abischnitt sollte es für Sie möglich sein, an diesen Unis aufgenommen zu werden. Wie Sie die jeweiligen NC-Schnitte herausfinden, erkläre ich hier.

    Die Frage ist natürlich auch: Ist die Studienrichtung die für Sie richtige Wahl? Das hängt davon ab, was Sie in Zukunft beruflich machen wollen. Economics – also VWL – ist eine weitestgehend brotlose Kunst. Ich weiß das, ich habe es selbst studiert. Die praktische Anwendbarkeit ist in etwa so hoch wie die von Politikwissenschaften. Es klingt nur besser. Gleichzeitig ist VWL intellektuell anspruchsvoller und (wie ich finde) interessanter als BWL. Sie lernen im VWL-Teil mathematische Methoden, die Ihnen in Ihrer Karriere noch sehr nützlich sein können. Wollen und brauchen Sie das? Das müssen Sie wissen. Wenn Ihre Richtung eher Marketing ist, brauchen Sie die VWL-Methoden nicht und können gleich komplett BWL studieren. Die ZEIT bietet gute Infos zu den Studienfächern BWL und VWL. Denken Sie da noch einmal drüber nach.

    Zum Wechsel nach London: Grundsätzlich kann ich Ihnen ein Studium in UK nur anempfehlen – ich selbst habe meinen Master in England gemacht. Innerhalb des Bachelors ist ein Wechsel jedoch immer etwas kompliziert. Was Sie machen müssen: Sie bewerben sich an der jeweiligen Universität ganz normal für ein Bachelorstudium und lassen dann Ihre in Deutschland gemachten Leistungen anerkennen. Das klappt natürlich nicht immer mit allen Veranstaltungen – es kann also sein, dass Sie den Bachelor nicht in sechs Semestern schaffen. Ich würde in jedem Fall vor Ihrer Bewerbung mit der jeweiligen Universität sprechen, ob das mit der Anerkennung auch funktioniert.

    Verwaltungstechnisch einfacher ist es, wenn Sie nach dem Bachelor nach England gehen. Bedenken Sie allerdings, dass die Studiengebühren an den meisten Unis bei 9.000 Pfund pro Jahr liegen – und in Business sogar noch höher. Es gibt durchaus Leute, die bei diesen Preisen von Straßenraub sprächen. Hier ein Artikel von mir zum Studium in UK.

    Und falls Sie noch unsicher sind, ob Marketing und Wirtschaftswissenschaften überhaupt die richtige Wahl sind, hilft mein Ratgeberartikel Was Studieren? mit Tipps für die schnelle Studienwahl.

  • BWL-Studium trotz mittelmäßigem Abitur

    Eine junge Leserin schreibt mir mit einer Frage zu zum BWL-Studium. Sie möchte BWL mit Schwerpunkt Marketing studieren, hat aber nur einen mittelmäßigen Abiturschnitt. Ihre Sorge: Hat sie mit Ihrem Abitur eine Chance auf einen Studienplatz?

    Studium oder Ausbildung? Der Richtige Weg ist nicht immer auf Anhieb offensichtlich.

    Die Frage: „Mein Abitur werde ich leider wahrscheinlich mit 2,9 bzw. 3,0 bestehen- nicht gerade der beste Durchschnitt. Ich interessiere mich sehr für Marketing. Gäbe es für mich Chancen, auf einer Hochschule oder einer Fachhochschule für den Studiengang Marketing oder BWL mit Schwerpunkt Marketing aufgenommen zu werden? Oder ist das unrealistisch und sollte ich lieber eine Ausbildung machen?“

    Meine Antwort:

    Auch mit einem Abiturschnitt von etwa 3,0 werden Sie BWL studieren können – Sie sollten sich in Ihrer Studienwahl da nicht allzu sehr beeinflussen lassen. An vielen Fachhochschulen und an eigenen Universitäten ist das BWL-Studium nicht mit einem Numerus Clausus belegt, Sie können sich also mit Ihrem Abitur dort einfach für den BWL-Bachelor einschreiben, ganz ohne Auswahlverfahren. Deutschlandweit gibt es nach meinen Recherchen 61 BWL-Studiengänge an staatlichen Hochschulen, die zulassungsfrei sind. Mit explizitem Schwerpunkt Marketing sind es immerhin noch 27 BWL-Studiengänge ohne Numerus Clausus, darunter die Bachelor-Studiengänge an der Universität Halle-Wittenberg, an der FH Aachen oder an der FH Bielefeld.

    Hinzu kommt: Der Umstand, dass es einen NC gibt, heißt nicht, dass dieser auch besonders hoch ist. Auch mit 3,0 rutscht man noch in einige NC-Studiengänge rein. Es gibt sogar Fälle, in denen alle Bewerber trotz NC aufgenommen wurden, weil es schlicht und einfach nicht mehr Interessierte gab als Plätze zur Verfügung standen. Ein Indikator ist hier der NC vom letzten Jahr. Diesen findet man auf der praktischen Seite www.nc-werte.info.

    Sie können die obige Suche auf www.hochschulkompass.de nachvollziehen, indem Sie erst auf „Studiengänge“ und dann auf Profisuche klicken. Achten Sie darauf, dass Sie bei der Suche nur „grundständige“ Studiengänge angezeigt bekommen, die zulassungsfrei sind, also keinen Numerus Clausus haben. Ich würde Ihnen aus Geldgründen auch eher dazu raten, für Ihr BWL/Marketing-Studium an eine Hochschule in staatlicher Trägerschaft zu gehen – da zahlen Sie keine Gebühren. Private Hochschulen können sehr teuer werden und sind häufig schlechter als staatliche.

    Die Frage, ob für Sie persönlich ein Studium oder eine Ausbildung besser ist, kann ich Ihnen per Ferndiagnose natürlich nur schwerlich beantworten. Ich denke nicht, dass Ihr Schnitt gegen ein BWL-Studium spricht. Sie sollten sich eher fragen, welcher weitere Bildungsweg Ihnen mehr entspricht. Eine Alternative wäre natürlich die Berufsakademie, die Studium und Ausbildung ein Stück weit vereint und von der Sie einen vollwertigen Bachelor erhalten auch dort können Sie BWL und Marketing studieren. Vielleicht könnte es Ihnen ein wenig weiterhelfen, den Perspektiven-Test der Allianz zu machen – der kann manchmal gute Anregungen liefern. Aber behalten Sie im Hinterkopf, dass dessen Ergebnisse nicht in Stein gemeißelt sind!

    Und natürlich rate ich Ihnen, einen Blick in mein Buch „Bachelor nach Plan“ zu werfen – es enthält viele Tipps für die Studienwahl, zur Studienfinanzierung sowie zum Studium ganz generell und wurde unter vor allem für Abiturienten wie Sie geschrieben.

    Anmerkung: Ich habe diesen Artikel auf freundlichen Hinweis von der Leserin Lea Fischer überarbeitet.

    Bild: Copyright Dan McKay / Flickr.com