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  • Privathochschulen – Karrieregold oder Katzengold?

    Echtes Gold? Der Schein kann trügen! © Rike / pixelio.de

    Private Hochschulen boomen. In den vergangenen Jahren ist ihre Zahl in Deutschland massiv gestiegen. Waren es Ende 2007 noch 60 private Hochschulen in ganz Deutschland, gibt es aktuell 94 Privathochschulen – eine Steigerung von über 50% innerhalb von zweieinhalb Jahren!

    Rechtlich besteht zwischen staatlich anerkannten Abschlüssen öffentlicher und privater Hochschulen kein Unterschied. Ob eine Hochschule staatlich anerkannt ist, lässt sich einfach auf der Internetseite der Hochschulrektorenkonferenz überprüfen.

    Viele Abiturienten und Bachelorabsolventen stehen bei ihrer Studienwahl vor der Frage, ob sie an eine private oder an eine staatliche Hochschule gehen sollen. Die Antwort lautet wie bei so vielen Dingen: Kommt drauf an.

    Einige private Hochschulen wie die Jacobs University Bremen, die WHU in Vallendar oder die Bucerius Law School konnten sich einen hervorragenden Ruf erarbeiten. Viele private Einrichtungen bieten ein sehr dichtes Betreuungs- und Beratungsnetz sowie exzellente Kontakte in die Wirtschaft.

    Wer meint, dass private Hochschulen den staatlichen grundsätzlich überlegen seien, irrt: Vielmehr sind in den vergangenen Jahren eine Reihe äußerst mittelmäßiger Anbieter auf den Markt vorgedrungen, die vor allem an ihren Studenten Geld verdienen möchten. Dies gilt vor allem für die Bereiche BWL und Medien. Für viele Studenten ist das Studium eine teure Enttäuschung: So schriebt 2006 eine Userin bei Studis-Online über die Karlshochschule in Karlsruhe (damals noch Internationale FH Karlsruhe): „ eine richtige Abzocke… ich würde nie wieder dahin gehen, ehrlich gesagt“

    Es steht darüber hinaus zu befürchten, dass nicht alle ambitionierten Neugründungen bestehen bleiben – im Jahre 2009 waren mehrere Privathochschulen in Not geraten. Dort, wo es keine staatlichen Garantien gibt, kann das Geld schnell knapp werden – dann drohen Hochschulinsolvenzen. Eine weitere Konsolidierung ist wahrscheinlich: Vor allem jene Privathochschulen werden verschwinden, die ihre höheren Studiengebühren nicht durch eine bessere Lehre und Berufsaussichten rechtfertigen können.

    2009 mussten zwei besonders ambitionierte Privathochschulen aus finanziellen Gründen schließen: Die Private Hanseuniversität Rostock sowie die Private Hochschule Bruchsal. Beide Hochschulen starteten mit großen Versprechungen, für die sie auch entsprechende Studiengebühren verlangten. Nach der Pleite wurden die Studenten weitgehend von staatlichen Hochschulen übernommen und konnten ihre Kurse anrechnen lassen – doch die hohen Studiengebühren waren genauso futsch wie die in Aussicht gestellten phantastischen Arbeitsmarktchancen.

    Auch die hoch angesehene Universität Witten-Herdecke, die erste Privatuniversität Deutschlands, geriet 2008/09 in Finanznöte: Aufgrund von angeblich nicht ordnungsgemäßer Geschäftsführung und Löchern im Konzept strich das Land NRW eine Förderzahlung von 4,5 Millionen Euro und verlangte die Rückzahlung von weiteren 3 Millionen – der Universität drohte die Insolvenz. Nach langen Verhandlungen konnte eine Lösung gefunden werden; die Universität blieb erhalten, muss aber massiv am Personal sparen und die Studiengebühren erhöhen. Dass auch die Lehrqualität unter den Sparmaßnahmen leiden wird, lässt sich kaum vermeiden.

    Viele private Fachhochschulen versuchen, ihren FH-Status zu verbergen, indem sie sich englische Namen geben (University oder University of Applied Sciences) oder schlicht und einfach Hochschule nennen – Letzteres ist ein Gattungsbegriff, der sowohl Universitäten als auch Fachhochschulen umfasst. Über die Hochschulsuche der Hochschulrektorenkonferenz lässt sich schnell herausfinden, welchen Status eine Hochschule wirklich hat.

    Oftmals sind die Aspekte, die Ihnen Privathochschulen als Vorteile verkaufen, völlig normale Dinge, die man auch an jeder öffentlichen Hochschule findet. Klassische Beispiele für diese Schönfärbereien sind beispielsweise die „berufsrelevante Ausbildung durch hochqualifizierte Praktiker“ (die gibt es auch an jeder öffentlichen Provinzuniversität als Gastdozenten), oder die „exzellente Fachbibliothek mit mehr als 10.000 Fachbüchern“ (jede Kleinstadtbibliothek hat eine größere Auswahl). Gerne werden auch berühmte Persönlichkeiten, die einen Lehrauftrag halten oder im einmal jährlich tagenden Hochschulbeirat sitzen, als Imageträger genutzt – mit dem eigentlichen Niveau der Lehrveranstaltungen hat das jedoch nichts zu tun.

    Privathochschulen: Wer sich nicht informiert, schaut oftmals in die Röhre © Moorhenne / pixelio.de

    Privathochschulen werben auch oft mit den beruflichen Erfolgen ihrer Top-Absolventen. Diese Erfolge haben Top-Absolventen öffentlicher Hochschulen jedoch auch. Der berufliche Erfolg ergibt sich aus den Studienleistungen und persönlichem Ehrgeiz, Fleiß und Disziplin, nicht jedoch aus der ausschließlichen Tatsache, an einer Privathochschule studiert zu haben.

    Um bei Privathochschulen die Spreu vom Weizen zu trennen, lohnt also ein kritischer Blick. Denn Privathochschulen sind durchgehend nur in einer Disziplin führend: Im Selbstmarketing. Für die Qualität der Lehre kann man Rankings – zum Beispiel das CHE Ranking.

    Besonders wichtig sind auch Akkreditierungen. Diese besagen, ob ein Studiengang auch leistet, was er verspricht und wie studierbar er ist. Akkreditierungsagenturen gibt es viele. Bei managementorientierten Studiengängen zeigt eine Akkreditierung der im Kasten genannten Agenturen, dass es sich um einen guten Studiengang handelt.

    Name Beschreibung
    AACSB Amerikanische Organisation, die ausschließlich Business Schools akkreditiert
    EQUIS Europäisches Pendant zu AACSB
    AMBA Britische Organisation, die die Studiengänge einzeln bewertet
    FIBAA Die FIBAA ist die deutsche Akkreditierungsagentur mit den härtesten Standards.

    Gute Privathochschulen können eine bessere Lehre und bessere Berufseinstiegsmöglichkeiten bieten als staatliche Hochschulen. Meistens haben ihre Absolventen jedoch auch nur die gleichen (oder sogar schlechtere) Chancen auf dem Arbeitsmarkt wie die Absolventen öffentlicher Hochschulen – und das bei hohen Studiengebühren. Ein schlechter Deal.

    Update 9. August 2010: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass es sich bei der Deutschen Universität für Weiterbildung um eine Fachhochschule handele. Tatsächlich besitzt die Hochschule den Status einer Universität ohne Promotionsberechtigung.