Die Deutsche Universität für Weiterbildung in Berlin bietet ausschließlich berufsbegleitende Fernmaster an – und ist damit Teil eines Trends zur Ausdifferenzierung des Mastermarktes.
Die deutsche Hochschullandschaft befindet sich im größten Umbruch seit Humboldt. Ein wichtiger Teil dieses Umbruchs wurde durch die Einführung von Bachelor und Master ausgelöst. Hinzu kommen gravierende Veränderungen der Anforderungen, denen sich Hochschulen heute stellen müssen sowie ein deutlich erhöhter Stellenwert von Bildung und Weiterbildung.
Eine Reaktion auf die vielfachen Veränderungen ist ein sprunghafter Anstieg von Fernstudiengängen, die meist neben dem Beruf studiert werden können. Meist handelt es sich dabei um Fachhochschulen. Doch auch immer mehr private Universitäten kommen hinzu. Mittlerweile gibt es 11 Universitäten und 83 Fachhochschulen und es ist nicht davon auszugehen, dass die Grenzen des Wachstums bereits erreicht sind.
Im Jahr 2008 gründeten die Klett Gruppe zusammen mit der Freien Universität Berlin die Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW), die ausschließlich berufsbegleitende Masterprogramme anbietet. Grund genug, dem Kanzler der Universität, Dr. Udo Thelen, einen Besuch abzustatten und mich zur Hochschule zu informieren.
Laut Thelen handelt es sich bei der FU Berlin und der Klett-Gruppe um eine ideale Kombination: „Der damalige FU-Präsident Lenzen erkannte, dass die Nachfrage nach berufsbegleitenden Studiengängen immer mehr zunimmt. Die FU brauchte aber einen Partner, der Know-how in Sachen Vertrieb, Marketing und der Organisation von Fernstudiengängen mitbrachte. Mit Klett hatte man einen idealen Kompagnon an Bord.“
Klett ist schon seit längerem im Fernstudienbereich tätig. Der Verlag betreibt vier Fachhochschulen: die Apollon Hochschule in Bremen, die Europäische Fernhochschule Hamburg, die Büchner Hochschule in Darmstadt sowie die Ferdinand Porsche FernFH in Wien.
Die DUW ist erst seit Oktober 2009 am Markt und hat aktuell etwa 130 Studierende. Laut Thelen ist mittelfristig eine Ausweitung auf etwa 1.000 Studierende geplant. Eine Besonderheit am Studium an der DUW ist der rollende Programmbeginn: Studierende können sich jederzeit einschreiben und ihr Studium beginnen. Ein Vorteil, da damit eine spontane Studienwahl möglich ist. Beim ersten Studienmonat handelt es sich um ein kostenloses Probestudium, danach sind 15.000 Euro fällig. Der Master dauert in der Regel zwei Jahre und besteht zu jeweils einem Drittel aus dem Studium von Studienheften, aus Aktivitäten auf dem Online-Campus sowie aus Präsenzveranstaltungen.
Die Zielgruppe der DUW sind ausdrücklich nicht „die Top 2-3 Prozent“, sondern „normale Berufstätige mit erstem Hochschulabschluss“. Bei den Lehrenden handelt es sich zu knapp über 50 Prozent um Wissenschaftler, der Rest wird von Praktikern aus den jeweiligen Bereichen geleitet.
Die DUW ist idyllisch gelegen in einer renovierten Gründerzeitvilla in direkter Nachbarschaft zur FU Berlin. Der Vermutung, dass fast das gesamte externe wissenschaftliche Lehrpersonal von der FU stammt, widerspricht Thelen jedoch: „Wir sind nicht Teil der FU und rekrutieren neben unserem eigenen wissenschaftlichen Personal Lehrende von überall her, sowohl aus der Wissenschaft als auch aus der Unternehmenspraxis.“
Einige Kommentatoren – darunter ich selbst – zweifeln die Qualität vieler privater Bildungseinrichtungen an. Vor allem viele private Fachhochschulen kommen ohne nennenswerten Lehrkörper aus und betreiben fast ihr gesamtes Kursangebot durch eine Kakophonie von externen Lehrenden. Dieses Problem sieht auch Thelen, allerdings sei der Markt für Privatuniversitäten anders: „Privatuniversitäten müssen sich einem rigorosen Qualitätsmanagement unterwerfen. Unsere Evaluations- und Berichtspflichten gehen weit über die der staatlichen Universitäten hinaus. So manche staatliche Hochschule würde zum Beispiel bei einer Begutachtung durch den Wissenschaftsrat vermutlich nicht sehr gut aussehen.“ Dabei legt er Wert auf die Feststellung, dass die Programmleitung von Studiengängen stets in den Händen von wissenschaftlichen DUW-Beschäftigten liegt.
Thelen sieht längerfristig keine Konkurrenz zwischen der DUW und staatlichen Einrichtungen. „Wir kommen weg von einer Konkurrenzbeziehung und hin zu Komplementarität. Der Markt an berufsbegleitenden Masterprogrammen wächst rasant und wird von den staatlichen Hochschulen kaum abgedeckt.“ Er sieht langfristig ein Potential von jährlich etwa 100.000 Menschen, die berufsbegleitend einen Master machen – im Jahr 2007/08 waren es noch 6.500.
Eine Antwort zu “Weiterbildende Master – ein Wachstumsmarkt für Privathochschulen”
[…] nach einigen Jahren im Berufsleben ein Masterstudium zu beginnen. Meist handelt es sich dann um weiterbildende und anwendungsorientierte Programme wie dem Master of Business Administration (MBA). Die […]