Schlagwort: Studieren in…

  • Studieren in Zeiten der ägyptischen Revolution

    Vor einigen Monaten interviewte ich die ägyptische Masterstudentin Sarah Hani für diese Webseite. Sie erzählte mir über das Studium in Ägypten, die Gründe ihrer Studienwahl und ermutigte deutsche Studenten, einen Austausch in ihrem Land zu machen. Seitdem ist in Ägypten viel passiert. Ich habe sie daher um ein erneutes Interview gebeten. Anders als normalerweise auf dieser Seite stehen Fragen nach dem Studium und der Studienwahl nicht im Vordergrund, sondern Sarahs persönliche Ansichten, Erfahrungen und Erwartungen im Zusammenhang mit der Revolution.

    Sarah Hani
    Sarah Hani

    Sarah, du bist Ägypterin. Was sind deine Gedanken und Gefühle hinsichtlich der Revolution?

    Wie die meisten Ägypter habe ich nie in meinem Leben so intensive Gefühle erlebt, wie in den vergangenen Wochen. Wut wegen all der getöteten Menschen, Angst wegen all den Verbrechern, die furchtbare Gewaltakte begangen haben, Besorgnis, wie lange es dauern würde, bis Mubarak endlich zurück treten würde. Aber nach dem 11. Februar haben wir alle – vielleicht zum ersten Mal überhaupt – eine Sache gefühlt: Stolz. Stolz auf all die jungen Leute, die ihr Engagement aufrecht erhalten haben und keine faulen Kompromisse eingegangen sein. Stolz darauf, wie sie innerhalb von 18 Tagen ein autokratisches Regime zu Fall gebracht haben, das uns seit drei Jahrzehnten regiert hat. Dieses Ziel erreicht zu haben, ist ein Grund zu feiern.

    Du studierst in Kairo, dem Herzen der Revolution. Haben du und deine Freunde an den Protesten teilgenommen? Was kannst du uns darüber sagen?

    Leider kann ich das, was die Ägypter erreicht haben, nicht mir selbst zuschreiben. Leider war ich nicht in Ägypten, als die Revolution begann, sondern besuchte meine Eltern im Ausland. Sehr viele meiner Freunde waren allerdings über den gesamten Zeitraum hinweg auf dem Tahir Platz, meist mehr als 12 Stunden täglich. Sie haben protestiert und medizinisch wie logistisch geholfen.

    Ich kann also keine eigenen Geschichten erzählen, aber meine Freunde sagten mir, dass das Gefühl von Solidarität und Gemeinschaft außerordentlich war. Alle hoben hervor, wie insbesondere Frauen aktiv am Protest teilnahmen. Meine Freunde waren allerdings voller Wut auf das Regime, das sie mit Tränengas und Gummigeschossen traktierte. Am schlimmsten waren die Verbrecher auf ihren Kamelen und Pferden, die über unschuldige Menschen einfach hinweg ritten. Das war furchtbar.

    Wie stehen deine Kommilitonen zur Revolution? Sind alle froh oder ist es umstritten? Und welche Ängste gibt es?

    Die Leute sind zu 95 Prozent glücklich, würde ich sagen. Einige Leute haben Angst vor dem, was kommt und glauben, dass es unter Mubarak nicht schlecht war. Für die anderen von uns, vor allem meine Freunde und andere junge Leute, ist es großartig. Wir glauben fest an diese Übergangsphase. Die Armee hat die Revolution großartig unterstützt und hat dadurch für uns alle viel Glaubwürdigkeit gewonnen. Die Armee macht ihren Job recht gut, wenn auch langsam.

    Zum ersten Mal hat meine Generation realisiert, wie wichtig uns unser Land ist. Wir möchten eine bessere Nation aufbauen. Wir haben unsere Stimme erhoben und werden nicht mehr schweigen. Wir wissen, dass nun ein Haufen Arbeit zu tun ist und wir dafür sorgen müssen, dass keine sektiererischen oder parasitären Gruppen die Situation ausnutzen. Die jetzt kommende Phase ist eine große Herausforderung und wir müssen unsere Augen offen halten.

    Du bist koptische Christin. Einige Familienmitglieder von dir waren Zeugen des furchtbaren Terrorakts auf Christen in Alexandria an Neujahr. Hat die Revolution Einfluss auf die Situation der Kopten? Wird es Verbesserungen geben? Oder überwiegen die Ängste?

    Ägyptische Christen haben im vergangenen Jahr einige furchtbare Dinge erleben müssen. Seit dem Bombenanschlag haben sich unsere Ängste natürlich verdoppelt. Wir hatten Ängste als Bürger unter einem korrupten Regime und nun auch Ängste als Kopten. Allerdings war die Anteilnahme der gesamten Bevölkerung nach den Anschlägen riesig, was für uns alle sehr tröstend war. Ich meine, dass die korrumpierte Ordnung, unter der wir lebten, diese furchtbaren Aktionen erst ermöglicht haben. In der Revolution haben Moslems und Christen gemeinsam für ein besseres Ägypten gekämpft. Wir haben gemerkt, dass es etwas größeres und wichtigeres gibt als die Auseinandersetzung untereinander.

    Ich allerdings muss zugeben, dass wir Angst vor einem politischen Machtgewinn der Moslembruderschaft haben. Solange aber die ägyptischen Intellektuellen am Aufbau der neuen Regierung mitwirken, werden religiöse Gruppen nur wenig Platz haben. Wir müssen unsere Stimme weiter erheben. Denn sobald wir ruhig werden, können Gruppen wie diese die Lücke füllen.

    Ist Ägypten nun wieder ein sicherer Ort für Westler? Würdest du deutschen Studenten derzeit raten, für einen Austausch nach Ägypten zu kommen?

    Ob es derzeit für Westler sicher ist, nach Ägypten zu kommen und hier zu studieren? Nun, ich glaube, es braucht etwas Zeit, bis sich der Staub gelegt hat und das Leben wieder normal verläuft. Wir müssen dafür sorgen, dass alles sicher ist, bevor wir sagen „Okay Leute, kommt und studiert in Ägypten“. Es wird einige radikale Reformen gehen und es wird ein langer Prozess werden, der nicht unbedingt komplett glatt und friedlich ablaufen wird. Ich glaube, dass wir erst nach der Präsidentschaftswahl im September werden sagen können, dass es 100 Prozent sicher für Ausländer ist, in Ägypten zu studieren.

  • Studieren im Kosovo

    Rita Saraçi ist 20 Jahre alt und stammt aus dem Kosovo. Sie studiert an der American University of Kosovo, einer Institution, die im Jahre 2002, kurz nach dem Kosovokrieg, in Priština gegründet wurde. An der American University of Kosovo studiert man die ersten beiden Jahre General Studies, erst danach entscheiden Studierende sich für eine bestimmte Fachrichtung – verfügbar sind Wirtschaftswissenschaften, BWL, Medien, Public Policy und Informatik. Die American University of Kosovo nimmt jedes Jahr etwas über 500 Studenten auf. Rita ist in ihrem zweiten Studienjahr und weiß noch nicht, was sie ab dem dritten Jahr studieren wird.

    Rita Saraçi
    Glücklich mit ihrer Studienwahl: Rita studiert an der American University in Kosovo

    Sebastian: Warum hast du Dich für Dein Programm und Deine Hochschule entschieden?

    Rita: Ich wollte eine bestmögliche Ausbildung erhalten und habe daher die American University of Kosovo gewählt. Im Kosovo gibt qualitativ keine vergleichbare Institution. Ich bin sehr froh, dass ich nach dem amerikanischen Hochschulsystem studieren kann und einen international anerkannten Abschluss erhalte.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang?

    In den ersten beiden Jahren meines Studiums muss ich mich nicht für ein bestimmtes Hauptfach oder für eine Fakultät entscheiden. Ich habe die Zeit, in verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern und die Dinge von verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. So kann ich das für mich beste Fach wählen.

    Name Rita Saraçi
    Alter 20 Jahre
    Hochschule American University of Kosovo
    Studiengang Bachelor, General Studies
    Studienjahr Zweites Studienjahr

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang weniger?

    Die American University ist eine großartige Hochschule. Es wäre allerdings schön, wenn es mehr Studienrichtungen gäbe. So ist die Wahl leider etwas eingeschränkt.

    Wie war das Aufnahmeverfahren für die American University? Was musstest Du tun oder vorweisen?

    Ich musste eine Onlinebewerbung ausfüllen, das ist alles.

    Zahlst man Studiengebühren an deiner Hochschule? Wenn ja: Wie viel?

    Es handelt sich bei der American University of Kosovo um eine Privatuniversität. Die Studiengebühren betragen 5.800 Euro pro Jahr.

    Wie finanzierst Du Dein Studium?

    Ich habe ein Stipendium für herausragende Leistungen erhalten, weshalb ich nur einen Teil der Studiengebühren zahlen muss. Den Rest trägt meine Mutter.

    Wie viel Geld braucht ein normaler Student im Kosovo pro Monat fürs Leben?

    Die Studiengebühren hängen von der Universität ab. Für Lebenshaltungkosten würde ich etwa 500 Euro pro Monat rechnen. Damit lässt es sich gut leben.

    Was möchtest du nach Deinem Studium beruflich tun?

    Ich weiß noch nicht, was ich in der Zukunft tun möchte. Die American University of Kosovo ist dabei aber sehr hilfreich und öffnet mir viele Türen.

    Würdest Du einem deutschen Studenten empfehlen, an Deiner Universität zu studieren? Warum?

    Man kann auch außerhalb der USA eine hervorragende amerikanische Universitätsausbildung erhalten, wie das Beispiel der American University of Kosovo zeigt. Ein Studium an meiner Universität könnte daher eine großartige Erfahrung für jeden sein, der im Kosovo studieren möchte. Wer in eine andere Kultur eintaucht und das dortige Leben lebt, stellt häufig fest, dass die unwichtig erscheinenden Dinge oftmals die wichtigsten sind. Wer sich also für den Kosovo interessiert, findet hier sehr gute Bedingungen.

  • Studieren in Ägypten

    Sarah Hani studiert derzeit einen Master in Euro-Mediterranean Studies an der staatlichen Cairo University. Sie gehört zur Minderheit der orthodoxen Christen in Ägypten. In Zukunft möchte Sie gerne als Journalistin arbeiten. Sie arbeitet nebenbei als Assistentin an der Universität, ein Job, der nur wenig Geld einbringt.

    Name Sarah Hani
    Alter 23 Jahre
    Hochschule Cairo University
    Studiengang Master of Arts in Euro-Mediterranean Studies
    Studienjahr Fünftes Studienjahr

    Sarah macht einen Master an der Cairo University

    Sebastian: Warum hast du Dich für den Master of Arts in Euro-Mediterranean Studies an der Cairo University entschieden?

    Sarah: Ich habe mich für einen politikwissenschaftlichen Master entschieden, weil ich mittelfristig als Journalistin arbeiten möchte. Meinen Bachelor habe ich in Mass Communication gemacht, was mir bei dieser Berufswahl hoffentlich helfen wird. Für den Master in Euro-Mediterranean Studies habe ich mich aufgrund meines hohen Interesses an Internationalen Beziehungen entschieden. Zur Cairo University gab es für mich keine Alternative, da keine andere Hochschule mein Fach als Hauptfach anbietet.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang?

    Ich habe mich schon immer stark mit der US-amerikanischen Innen- und Außenpolitik beschäftigt, allerdings weniger mit der europäischen. Durch mein Masterprogramm erhalte ich einen neuen Blickwinkel auf internationale Beziehungen, vor allem in Bezug auf die Beziehungen zwischen der EU und den Mittelmeerstaaten.

    Außerdem gefällt mir, dass das Programm auf Englisch ist, was bei einem Studium in Ägypten selten ist.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang weniger?

    Ich hatte erwartet, dass mein Masterprogramm analytischer und diskursiver geprägt sei. Ich hatte mir erhofft, dass wir wissenschaftliche Papers lesen, diskutieren und Seminare besuchen. Leider stellte sich heraus, dass im Master derselbe Ansatz gewählt wurde wie während meines Bachelors: Tägliche Vorlesungen, Klausuren am Ende des Semesters, Auswendiglernen. Dies stört mich an meinem Studiengang am meisten.

    Wie war das Aufnahmeverfahren für deinen Studiengang? Was musstest Du tun oder vorweisen?

    Der Bewerbungsprozess ist relativ einfach für Ägypter. Allerdings habe ich einen Bachelor von einer Privatuniversität, was den Prozess etwas verkompliziert hat. Nachdem ich mich mit meinem Abschlusszeugnis und allen anderen nötigen Dokumenten beworben hatte, musste ich über einen Monat auf eine Akkreditierung meines Bachelors durch den „Hohen Rat der Ägyptischen Universitäten“ warten. Mein Bachelor wurde recht spät anerkannt und zwar am ersten Unterrichtstag meines Masters.

    Zahlst du Studiengebühren? Wenn ja wieviel?

    Ja, für das Studium in Ägypten werden Studiengebühren verlangt. Das Programm dauert zwei Jahre, im ersten haben wir Unterricht, im zweiten schreiben wir die Masterarbeit. Das erste Jahr kostet mich LE 8.350 (etwa 1.050 Euro), die Masterarbeit dann etwa LE 1.000 (etwa 125 Euro). Ausländer zahlen höhere Gebühren.

    Wie finanzierst Du Dein Studium?

    Ich arbeite an einem Lehrstuhl an meiner alten Universität, das reicht allerdings nicht. Meine Eltern unterstützen mich daher.

    Wie viel Geld braucht ein normaler Student in deiner Stadt pro Monat fürs Leben?

    Für Ausländer ist ein Studium in Ägypten sehr günstig – vor allem in Vergleich zu Europa. Die Miete für eine Wohnung in Kairo liegt bei etwa LE 1.500 bis 2.000 (190 bis 250 Euro). Wenn man sich die Wohnung mit einem anderen Studenten teilt, die Miete sehr tragbar. Das Essen in Kairo ist ebenfalls nicht teuer. Wenn man es nicht übertreibt, kann man von etwa LE 1.000 (125 Euro) überleben. Was die Studiengebühren angeht, kann ich nicht für andere Universitäten und Programme sprechen. Mein Programm würde Ausländer knapp 5.000 Euro Studiengebühren für die beiden Jahre kosten.

    Unterm Strich kann man von 700 Euro im Monat in Kairo gut leben – inklusive Studiengebühren.

    Was möchtest du nach Deinem Studium beruflich tun?

    Langfristig sehe ich mich als politische Journalistin. In den nächsten Jahren möchte ich allerdings zunächst forschend tätig sein, vor allem in der sozio-ökonomischen und der sozio-politischen Sphäre.

    Würdest Du einem deutschen Studenten empfehlen, in Ägypten an der Cairo University zu studieren? Warum?

    Das hängt vom Studienschwerpunkt ab. Wenn ein deutscher Student Arabisch oder Geschichte studieren möchte, würde ich Cairo University definitiv empfehlen, da sie eine der ältesten, größten und anerkanntesten akademischen Institutionen in der Region ist. In diesem Bereich könnten deutsche Studenten stark von der Universität profitieren und die Vorteile gegenüber den Unannehmlichkeiten überwiegen. Allerdings ist die Universität sehr ineffizient, sowohl akademisch als auch organisatorisch. In anderen Feldern wäre ein Studium an der Cairo University kein großer Gewinn für einen deutschen Studenten.

    Möchtest du noch etwas hinzufügen?

    Ich empfehle ausländischen Studenten, für einen Austausch oder einen Sprachkurs nach Kairo zu kommen, jedoch nicht, einen BA oder einen MA zu machen. Für einige Monate kann ein Studium in Kairo eine sehr spannende, interessante und wertvolle Erfahrung sein.

  • Studieren in… Portugal

    Joana Pinho steht kurz vor ihrem Abschluss in Architektur an der Technischen Universität Lissabon. Sie stammt aus Porto, wo sie bereits einen Abschluss in Städtebau gemacht hat. Bei ihrem derzeitigen Studium handelt es sich um ihren zweiten Studiengang – sie hat bereits einen Abschluss in Städtebaubesen. Wir unterhielten uns über ihr Studium und die Gründe ihrer Studienwahl.

    Name Joana Pinho
    Alter 29 Jahre
    Hochschule IST – Technische Universität Lissabon
    Studiengang Architektur
    Studienjahr Fünftes Studienjahr

    Joana in ihrer Wahlheimat Lissabon

    Sebastian: Warum hast du Dich für Dein Programm und Deine Hochschule entschieden?

    Joana: Diese Hochschule war ehrlich gesagt meine zweite Wahl. Der Hauptgrund, warum ich hier studieren wollte, lag im Studienprogramm begründet. Mein Programm ist relativ ähnlich aufgebaut wie Architekturprogramme in Deutschland, England oder Spanien. Mein Architekturstudium ist technisch orientiert und nicht wie an anderen portugiesischen Hochschulen künstlerisch.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang?

    Die Multidisziplinarität. Mein Studium ist im positiven Sinne unspezifisch.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang weniger?

    Es gibt Verbesserungspotential. Man könnte mehr Theorie lehren. Außerdem sollten die Vorlesungen besser aufeinander abgestimmt werden.

    Wie war das Aufnahmeverfahren für deinen Studiengang? Was musstest Du tun oder vorweisen?

    Nun, in Portugal gibt es einen nationalen Aufnahmeprozess. Man bewirbt sich mit seiner Abiturnote. Die Hochschulen können dabei einzelne Fächer gewichten. Bei der Architektur ist zum Beispiel die Geometrienote die wichtigste. Ich weiß, dass Bewerbungsprozesse in Ländern anders verlaufen und Noten nicht immer das einzige Kriterium sind.

    Zahlst du Studiengebühren? Wenn ja wieviel?

    Ich zahle von Jahr zu Jahr mehr. Derzeit liegen die Studiengebühren an meiner bei 995 Euro pro Jahr. Als ich mein Studium vor fünf Jahren begann, waren es weniger als 850 Euro. Alle staatlichen Hochschulen verlangen Studiengebühren, allerdings gibt es leichte Unterschiede.

    Wie finanzierst Du Dein Studium?

    In erster Linie durch Arbeiten, allerdings erhalte ich auch ein wenig Hilfe von meinen Eltern.

    Wie viel Geld braucht ein normaler Student in deiner Stadt pro Monat fürs Leben?

    Man braucht zwischen 650 und 700 Euro, um relaxt leben zu können. Man ist nicht reich, kann aber seine Grundbedürfnisse befriedigen.

    Was möchtest du nach Deinem Studium beruflich tun?

    Ich freue mich darauf, in meinem Studienbereich zu arbeiten. Ich arbeite bereits neben dem Studium, allerdings leider nicht im Architekturbereich. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, eine zeitlang im Ausland zu arbeiten, da ich unter anderem gerne meine Sprachkenntnisse verbessern würde. Langfristig möchte ich allerdings in Portugal leben. Ich würde mit meiner Arbeit gerne auch sozial etwas gutes tun.

    Würdest Du einem deutschen Studenten empfehlen, an Deiner Universität zu studieren? Warum?

    Mein Studiengang ist noch recht jung, etwa 10 Jahre alt, wobei es sich um eine sehr traditionsreiche Universität handelt. Der Kurs hat nur wenige Studenten; es werden etwa 60 Leute pro Jahr genommen. Der Hauptnachteil ist, dass das Curriculum sehr unflexibel ist. Allerdings ist der soziale Zusammenhalt zwischen den Studenten größer als an anderen Hochschulen. Innerhalb Portugal gehört meine Hochschule zu den fünf besten, die ich internationalen Studenten empfehlen würde. Wir haben einige interessante Dozenten, allerdings sind die Arbeitsbedingungen nicht besser als in anderen Ländern.

    Möchtest du noch etwas hinzufügen?

    Unter unseren Lehrern sind viele bekannte portugiesische Architekten. Dadurch beschäftigen wir uns stark mit kontemporärer portugiesischer Architektur. Wir beschäftigen uns natürlich ebenfalls mit den weltweit bekannten Namen, allerdings steht portugiesische Architektur im Vordergrund.

    Weitere Infos zum Studium in Portugal gibt es beim DAAD.

  • Studieren in… Georgien

    Nana Vechnadze studiert Journalistik in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Ich traf sie in Prag, auf ihrer ersten Reise ins Ausland. Nana sprach hervorragendes Deutsch, so dass ich das Interview nicht übersetzen musste. Mit ihrer Studiensituation ist sie nicht allzu zufrieden. Insgesamt plagen Sie in ihrem Studium ähnliche Probleme wie viele deutsche Studenten: Schlechte Betreuung, zu wenig Wahlmöglichkeiten.

    Name Nana Vachnadze
    Alter 20 Jahre
    Hochschule I. Javakhishvili Tbilisi State University
    Studienrichtung Bachelor in Journalistik
    Studienjahr Drittes Studienjahr

    Sebastian: Warum hast du Dich für Dein Programm und Deine Hochschule entschieden?

    Nana: Der Hauptgrund sind die Studiengebühren, die in Vergleich zu den privaten Hochschulen wesentlich niedriger sind. Als ich mich für mein Studium entschieden habe, sah ich keinen großen Unterschied in Hinblick auf die Lernqualität zwischen staatlichen und privaten Hochschulen. Meine Hochschule ist die älteste Universität Georgiens und als ich vor 3 Jahren mein Abitur machte, war unser Bildungssystem im Umbruch, weshalb ich mich für die Universität mit der längten Traditionen entschieden habe.

    An Journalistik gefällt mir vor allem die Möglichkeit, viel zu schreiben.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang?

    Eigentlich nichts…  Naja, vielleicht eine Sache: meine Universität richtet sich nach dem Bologna-Prozess, was den Studenten die Möglichkeit  gibt, Professoren und Fächer selbst zu wählen und außerdem an Austauschprogrammen teilzunehmen, ohne Kredite zu verlieren.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang weniger?

    Mir missfallen die für Massenuniversitäten typischen Dinge: wir haben einen großen Mangel an Lehrbüchern, es ist fast unmöglich das gewünschte Buch in der Bibliothek auszuleihen. Die Hörsäle sind überfüllt und es gibt viel zu wenig Professoren, was die Wahlmöglichkeit der Studenten stark einschränkt.

    Wie war das Aufnahmeverfahren für deinen Studiengang? Was musstest Du tun oder vorweisen?

    Um an der Universität studieren zu können, muss man am Ende der elfjährigen Schulzeit einige Prüfungen bestehen – ähnlich dem Abitur. Ich wurde in den Fächern Georgisch, Fremdsprache, Geschichte und Erdkunde geprüft und musste einen Intelligenztest machen.

    Zahlst du Studiengebühren? Wenn ja wieviel?

    Für das Studium in Georgien muss man Gebühren zahlen, die von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich sind. An meiner Universität müssen jährlich 2000 Georgische Lari (822 Euro) gezahlt werden. Studenten haben die Möglichkeit, vom Staat zwischen 30 und 100 Prozent finanziert zu werden, aber das hängt von Punkten ab, die sie bei den nationalen Prüfungen bekommen. Ich habe eine 30prozentige Finanzierung vom Staat und ich zahle 1400 Lari (575 Euro) pro Jahr.

    Wie finanzierst Du Dein Studium?

    Ich arbeite noch nicht, weshalb meine Mutter mein Studium finanziert.

    Wie viel Geld braucht ein normaler Student in deiner Stadt pro Monat fürs Leben?

    Das hängt davon ab an welcher Universität man studieren will und wo man die Wohnung mietet. Das Studium an der privaten Universität kostet 7000 Lari (2879 Euro) und Studium an der staatlichen Universität wie gesagt 2000 Lari (822 Euro). Eine Zweizimmerwohnung in Zentrum kostet kalt mindestens 600 Lari (247 Euro) und im Vorort etwa 300 Lari (123 Euro).

    Was möchtest du nach Deinem Studium beruflich tun?

    Nach dem Studium habe vor, wenn möglich als Journalistin zu arbeiten. Einen Master plane ich nicht zu machen.

    Würdest Du einem deutschen Studenten empfehlen, an Deiner Universität zu studieren? Warum?

    Vor- und Nachteile meiner Universität habe ich erwähnt. Meiner Meinung nach ist das Ausbildungssystem in Georgien noch nicht gut genug organisiert, dass es einem Deutschen bei uns gefiele.

  • Studieren in… Griechenland

    Wie ist das Studium im Ausland? Wer nach Erasmus-Erfahrungsberichten sucht, wird von der Auswahl fast erschlagen. Und wer ehemalige Austauschstudenten nach ihren Erfahrungen fragt, hört meist dasselbe: Eine phantastische Zeit, viele internationale Leute, viel Alkohol und dann war da auch noch diese hübsche Dänin bzw dieser hübsche Däne. Doch wie fühlt sich das Studium in einem anderen Land wirklich an? Dies wissen nur diejenigen, die wirklich vor Ort studieren und nicht nur für einige Monate bleiben.

    Ich befrage in einer neuen Serie mit dem naheliegenden Titel „Studieren in…“ lokale Studenten aus aller Welt. Dabei interessieren mich vor allem weniger mainstreamige Länder wie Georgien, Griechenland, Ägypten oder Israel. Viele Probleme hören sich dabei allzu bekannt an: Überfüllte Hörsäle, zu wenig Professoren, unpassende Inhalte. Los geht es heute mit Griechenland, wo ich mit der Jurastudentin Anastasia Tsinaslanidou sprach.

    Name Anastasia Tsinaslanidou
    Alter 21 Jahre
    Hochschule Aristoteles Universität Thessaloniki
    Studiengang Bachelor of Arts in Jura
    Studienjahr Drittes Studienjahr

    Anastasia Tsinaslanidou

    Sebastian: Warum hast Du Dich für Dein Programm und Deine Hochschule entschieden?

    Anastasia: Ich wollte ein humanistisches Studium machen und ein Jurastudium eröffnet einem viele berufliche Möglichkeiten. Die Jura-Fakultät der Aristoteles Universität ist eine der anerkanntesten im gesamten Balkan. Sie ist auch berühmt für ihre offenen und progressiven Professoren.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang?

    Durch das Studium habe ich professionell große Vorteile im Vergleich zu Studenten anderer Hochschulen. Daneben habe ich eine neue Sicht auf politische, finanzielle und soziale Themen gewonnen, nicht nur in Hinblick auf Griechenland, sondern auch auf den Rest der Welt.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang weniger?

    Das dritte Studienjahr ist fast ausschließlich auf den Anwaltsberuf ausgerichtet, was ich als eindimensional empfinde, da ich keine Anwältin werden möchte.

    Wie war das Aufnahmeverfahren für Deinen Studiengang? Was musstest Du tun oder vorweisen?

    Die Bewerbung an einer staatlich anerkannten Universität in Griechenland ähnelt dem deutschen Numerus Clausus. Vor ihrem letzten Jahr wählen alle Gymnasiasten eines von drei Feldern, in denen sie am Ende Prüfungen ablegen müssen: Theorie, Technik oder Naturwissenschaften. Für die Aufnahme an einer Universität zählt zu 70 Prozent die Endnote und zu 30% die restlichen Noten vom letzten Schuljahr. Über die Aufnahme von Studierenden entscheidet das griechische Bildungsministerium.

    Zahlst Du Studiengebühren? Wenn ja wieviel?

    Nein, in Griechenland ist das Studium gratis. Allerdings muss man sich zusätzliche Bücher kaufen, die die Dozenten inoffiziell „vorschlagen“. Das kostet etwa 150 Euro pro Jahr. Offiziell müssen wir keinerlei Bücher kaufen, da der Staat alle Lehrbücher stellt.

    Wie finanzierst Du Dein Studium?

    Seit ich 18 bin, finanziere ich mir mein Studium durch Arbeit. Seit zwei Jahren arbeite ich als Journalistin, zunächst fürs staatliche Radio, inzwischen aber für eine private Radiostation. Manchmal bin ich noch als DJane aktiv, das sehe ich allerdings eher als Freizeitbeschäftigung.

    Wie viel Geld braucht ein normaler Student in deiner Stadt pro Monat fürs Leben?

    Es kommt drauf an. Wenn man in einem Wohnheim wohnt, in der Mensa isst und wenig ausgeht, kann man von etwa 300 Euro im Monat in Tessaloniki leben und studieren. Allerdings kenne ich niemanden, der von so wenig Geld lebt, da es nur wenige Wohnheimplätze gibt und all die Bars, Cafés und Clubs zu verführerisch sind… Ich würde sagen, dass ein Durchschnittsstudent in Thessaloniki zwischen 700 und 850 Euro pro Monat braucht.

    Was möchtest Du nach Deinem Studium beruflich tun?

    Ich möchte eine verantwortungsvolle Journalistin werden.

    Würdest Du einem deutschen Studenten empfehlen, an Deiner Universität zu studieren? Warum?

    Jein. Zunächst ist da die Sprachbarriere – die wenigsten Deutschen sprechen Griechisch. Hinzu kommt das recht teure Leben in Thessaloniki und unsere relativistische Einstellung zur Pünktlichkeit. Gerade für deutsche Jurastudenten gibt es einen großen Vorteil: Das griechische Rechtssystem ist fast identisch mit dem deutschen!

    Weitere Informationen zum Studium in Griechenland gibt es im Wiki von e-fellows.net.